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Von der "Gastarbeit" zur Zuwanderung
Ende 1955 schlossen die Bundesrepublik Deutschland und Italien das erste Anwerbeabkommen für sogenannte „Gastarbeiter“, in den nächsten Jahren folgten ähnliche Verträge mit den Staaten der iberischen Halbinsel, Griechenland, der Türkei und dem damaligen Jugoslawien. Für die während des „Wirtschaftswunders“ aufgebauten Betriebe reichten die deutschen Arbeitskräfte nicht aus. Um die Integration der neuen Arbeiter machten sich Politik und Gesellschaft zunächst wenige Gedanken.
Doch „wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen“, sagte der Schriftsteller Max Frisch bereits im Jahr 1965. Viele Arbeiter wollten längerfristig in Deutschland bleiben, neue Familien gründen oder die bestehende nachholen und sich ein Leben außerhalb von Wohnheimzimmer und Werksgelände aufbauen.
Im Kreis Halle und der Stadt Gütersloh gründeten sich Anfang der 1971 Arbeitskreise, in denen Behörden, Sozialverbände und Betroffene, die sich meistens in nach Nationalitäten organisierten Vereinen zusammengeschlossen hatten, über den Umgang mit den neuen Mitbürgern austauschten. Neben dem Angebot von Sprachkursen ging es vor allem um das Schulsystem und den Wohnungsmarkt – und die allgemeine Frage, ob sich die durch die Anwerbeabkommen zugezogenen „Ausländer“ als eine Gruppe behandeln ließen oder die Probleme je nach Herkunftsland unterschiedlich gelagert waren.
Beispielquellen und Bilder
Bestände im Kreisarchiv
Akten der Arbeitskreise zur Betreuung ausländischer Arbeitskräfte aus den Kreisen Halle, Wiedenbrück und Gütersloh
Akten der Schul-, Wohnungs- und Ordnungsämter mit speziellem Fokus auf „ausländerrechtlichen“ Fragen
Wegweiser und Informationsschriften einzelner Kommunen im heutigen Kreis Gütersloh
Literatur
Norbert Ellermann, 2022: Ein Koffer voller Hoffnung. Arbeitsmigration im Kreis Gütersloh von 1955 bis 1973, 2. Auflage, Gütersloh.
Die Broschüre kann hier heruntergeladen werden. Bei Interesse an einzelnen Biografien kann das Kreisarchiv ggf. Kontakt zu den Zeitzeugen oder Zugriff auf die in der Broschüre und der gleichnamigen Ausstellung genutzten Interviews vermitteln.