Neue Broschüre: Die Chronik des Haller Rektors Christian Frederking zum Ersten Weltkrieg

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„Krieg! Mobilmachung!“ verkündet ein Telegramm, das die kleine Stadt Halle in Westfalen am Samstag, 1. August 1914, erreichte. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht. Polizeisergeant Höfener fuhr mit dem Fahrrad durch die Straßen und machte bekannt: „Es ist mobil!“. Eindrücke wie diese notierte Christian Frederking, der Rektor der Höheren Privatschule, in seiner Chronik zum Ersten Weltkrieg. Die spannendsten Auszüge aus der Kriegschronik sind nunmehr in einer 60seitigen Broschüre zusammengefasst. Sie entstand als Kooperation der Haller ZeitRäume mit dem Kreisarchiv Gütersloh und wurde von der Kreissparkasse Halle (Westf.) großzügig unterstützt. Die Broschüre erscheint als drittes Heft in der ‚Kleinen Schriftenreihe‘ des Kreisarchivs. Mit dieser Schriftenreihe stellt das Kreisarchiv Originalquellen aus seinem Besitz und Ereignisse aus der Kreisgeschichte „komprimiert, übersichtlich und umfassend bebildert dar“, wie Kreisarchivar Ralf Othengrafen erläutert.

 

Christian Frederking beobachtete von Halle (Westf.) aus die Kriegslage, fing Stimmungen und Gespräche ein, und er hielt Ereignisse fest, die so zeit- und lebensnah allenfalls in Tagebüchern und Feldpostbriefen dokumentiert sind. Es geht um die überzogene Angst vor Spionage und Sabotage in den ersten Tagen nach dem Kriegsausbruch, um die Entbehrungen an Nahrungsmitteln und Heizmaterial mit fortschreitendem Kriegsverlauf, aber auch um den Stolz auf Halle (Westf.) als Garnisonsstadt. Christian Frederking war seit Kriegsbeginn im August 1914 von dem Gedanken beseelt, in einer „großen Zeit“ zu leben. Alles schien von nationaler Bedeutung – auch das Geschehen an der Heimatfront – und wert, davon Zeugnis abzulegen: „Der Zweck dieser Zeilen soll sein, die Kriegsereignisse darzustellen, wie sie sich hier für uns, von unserer Kleinstadt aus, zeigen.“ Das Kriegsgeschehen bestimmte das Denken und Fühlen des Mittfünfzigers. Nachrichten über gewonnene Schlachten führten bei ihm zu Hochgefühlen, Rückschläge zu Niedergeschlagenheit. Der Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreiches 1918 weckte in ihm sogar den Gedanken an Selbstmord, wie Katja Kosubek von den Haller ZeitRäumen zu berichten weiß.

Mit seiner steilen Handschrift füllte Christian Frederking etwa 560 Seiten. Diese Loseblattsammlung gelangte mit dem Nachlass Heinrich Tappes (1899-1984), der bis zu seiner Pensionierung bei der Kreisverwaltung Halle (Westf.) beschäftigt war, in das Kreisarchiv Gütersloh. Die handschriftliche Kriegschronik Frederkings ist in mühevoller und zeitaufwendiger Arbeit von Wolfgang Kosubek und Ingeborg Stubenrauch transkribiert worden.

 Broschüre: Katja Kosubek, Wolfgang Kosubek, Ralf Othengrafen (Bearb.): „Hinaus zum Kampfe“. Die Chronik des Haller Rektors Christian Frederking zum Ersten Weltkrieg, Gütersloh 2020, 60 Seiten, 32 Abb. Erhältlich ist die Broschüre über das Kreisarchiv (archiv@kreis-guetersloh.de) oder über den Co-Autoren Wolfgang Kosubek (05201/3591).