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Sprachcamps in den Herbstferien 2020 – Dieses Jahr ist vieles anders!
Etwa 210 zugewanderte Schüler*innen nutzten dieses Jahr erstmalig in den zwei Wochen der Herbstferien das kreisweite Angebot des Kommunalen Integrationszentrums Kreis Gütersloh, ihre Deutschkenntnisse im Rahmen von kreativen Projekten zu festigen und auszubauen. Coronabedingt war flexibles Handeln immer wieder notwendig, ein großes Interesse an den Sprachcamps aber wieder garantiert. Durch das große Engagement aller Beteiligten war der Erfolg dennoch wie in den Vorjahren gesichert.
Allgemeines zu den Camps
Die ‚Feriensprach-Camps‘ sind eine Maßnahme, die der Kreis Gütersloh in den Herbstferien 2020 zum sechsten Mal für Schüler*innen im Bereich der ‚Durchgängigen Sprachbildung‘ anbietet. Zur Unterstützung der Sprachbildung hat der Kreisausschuss dauerhaft Mittel in Höhe von 50.000 €/jährlich zur Verfügung gestellt. Laut Beschluss sollen damit schwerpunktmäßig der Erwerb und der Ausbau der deutschen Sprache von zugewanderten Kindern und Jugendlichen gefördert werden. Die Durchführung für die nächsten drei Jahre jeweils in den letzten zwei Wochen der Sommerferien ist bereits vertraglich vereinbart. Das Angebot wird auch künftig für alle Teilnehmer*innen kostenlos sein. Dazu gehört auch die kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für Schüler*innen mit einem längeren Anfahrtsweg zum Veranstaltungsort. Regulär wird dieses Angebot immer in den letzten zwei Wochen der Sommerferien durchgeführt. Aufgrund der diesjährigen durch SARS-COV-2 bedingten besonderen Situation wurde die Durchführungszeit in die Herbstferien verschoben.
Zielgruppe
Dieses Angebot richtet sich kreisweit an alle zugewanderten Schüle*rinnen der Sekundarstufe I und der Berufskollegs. Angesprochen sind also Schüler*innen im Alter von etwa 10 bis 18 Jahren, die ihre Deutschkenntnisse weiter verbessern möchten. Etwa 43 % der diesjährig Angemeldeten leben seit einem Jahr oder kürzer und weitere 32 % bis zu zwei Jahren in Deutschland. Ca. ein Fünftel der Teilnehmer*innen besuchen eines der 6 Berufskollegs, alle weiteren sind Schüler*innen einer der 25 weiterführenden Schulen kreisweit. Bis zu 28 unterschiedliche Sprachen waren insgesamt kreisweit in den Gruppen vertreten.
Ziel & Inhalte
In den zwei Wochen der Herbstferien sollten die zugewanderten Schüler*innen im Erwerb, der Wiederauffrischung und der Festigung ihrer Deutschkenntnisse gefördert und ihnen so auch der Wiedereinstieg in den Schulalltag nach der Ferienpause erleichtert werden.
Der Spracherwerb und das Sprachtraining erfolgten für die Schüler*innen der Sekundarstufe I (Sek I) im Rahmen von kunst-, musik- oder theaterpädagogischen Projekten. Für die Schüler*innen der Berufskollegs (BK) sind die sprachlichen Inhalte in Projekte zur Berufsorientierung und Berufsvorbereitung eingebunden worden.
Während der Kurse konnten in diesem Jahr nur vereinzelt unter erschwerten Bedingungen Unterrichtsgänge zu einem außerschulischen Förderort durchgeführt werden, wie beispielsweise ein Bibliotheksbesuch oder eine Stadterkundung. Das Sprachlernen erfolgte weitest gehend in kleinen Gruppen am jeweiligen Veranstaltungsort. Der Spracherwerb erfolgte kontextgebunden und war gekennzeichnet durch einen hohen Praxisanteil, in dem die Eigenaktivität und das praktische Handeln der Teilnehmenden im Mittelpunkt stand, wie z.B. das Schreiben und Vortragen eigener Theatersequenzen oder die Gestaltung eigener kleiner Kunstprojekte.
Coronabedingt konnten dieses Jahr leider nur Schüler*innen an einzelnen Standorten am letzten Tag die Ergebnisse ihrer Arbeiten ihren Eltern, Geschwistern, Freunden und Lehrkräften z.B. im Rahmen einer kleinen Vorführung, einer Ausstellung oder eines Vortrags präsentierten.
Organisation
Kreisweit wurden insgesamt elf Sprachcamps, davon neun für Schüler*innen der Sekundarstufe 1 und 2 für die der Berufskollegs, angeboten. In Kooperation mit ca. 25 weiterführenden Schulen und sechs Berufskollegs wurden über 210 Teilnehmer*innen gewonnen. Die Anmeldungen und Anmeldebestätigungen standen dafür in sieben unterschiedlichen Sprachen zur Verfügung (Arabisch, Bulgarisch, Deutsch, Englisch, Kurdisch, Polnisch, Rumänisch). Als Anerkennung für die Teilnahme erhielt jede*r zum Abschluss eine Teilnahmebestätigung. Wieder überstieg die Anzahl der Anmeldungen weit die Anzahl der zur Verfügung stehenden Plätze. In diesem Jahr mussten aus aktuellem Anlass die Teilnehmerzahlen pro Gruppe auf maximal 17 Schüler*innen begrenzt werden. Auf Grund der ständigen Betreuung durch zwei Lehrkräfte war es so aber auch möglich, Kleingruppen zu bilden.
Durchführung
Für die Durchführung waren vier jeweils für die Regionen zuständigen Bildungsträger verantwortlich. Zwei Lehrkräfte betreuten jeweils ein Sprachcamp. In der Zeit vom 12. - 23.10.2020, täglich etwa 5 Zeitstunden, fanden die Kurse in unterschiedlichen Räumlichkeiten statt. Entsprechend der Bedarfe stand an den einzelnen Standorten eine unterschiedliche Anzahl von Plätzen für die Schüler*innen der verschiedenen Kommunen zur Verfügung.
Volkshochschule Gütersloh
Die VHS Gütersloh führte in ihren eigenen Räumen vier Sek I-Kurse und einen BK-Kurs für Schüler*innen der Kommunen Gütersloh, Harsewinkel, Herzebrock-Clarholz, Rietberg und z.T. Rheda-Wiedenbrück durch.
In den Gruppen der Sekundarstufe I wird weitestgehend kreativ im gestalterischen Bereich gearbeitet. Sehr gut können diese Inhalte und die selbst erstellten Werke für Wortschatzarbeit genutzt werden. Durch die Verbindung von Wort und Bild wird der aktive Wortschatz der Lerner*innen handlungsorientiert erweitert.
Die Arbeit der Gruppe der Schüler*innen der Berufskollegs ist sprachbildend in Themen zur Berufsorientierung eingebunden. Die Erkundung verschiedener Berufsfelder und deren Beschreibung musste in diesem Jahr bedingt durch die aktuelle Situation weitest gehend am Veranstaltungsort direkt erfolgen. Die inzwischen traditionellen Betriebserkundungen müssen auf das nächste Jahr verschoben werde.
Volkshochschule Reckenberg-Ems
Für die zwei Sek I-Kurse und dem einen BK-Kurs nutzte die VHS Reckenberg-Ems ihre eigenen Räumlichkeiten im Seidensticker Gewerbepark in Rheda für die Schüler*innen der Kommunen Rheda-Wiedenbrück und Langenberg.
Insgesamt gab es für diese Sprachcamps erheblich mehr Anmeldungen als Plätze zur Verfügung standen. Da einige Schüler*innen der Berufskollegs das Angebot wahrnahmen, an einem Sprachcamp in Gütersloh teilzunehmen, konnten alle Anmeldungen berücksichtigt werden. Selbst in Einzelfällen wurden Schüler*innen, die von weiter außerhalb kamen, bei ihrer An- und Abfahrt organisatorisch unterstützt, so dass auch ihnen eine Teilnahme ermöglicht werden konnte. Gerade bei diesen Schüler*innen wurde am Ende ein großer Sprachzuwachs festgestellt.
Das Handlungsfeld der Gestaltung wurde schwerpunktmäßig zur Sprachbildung genutzt. Dabei wurde sowohl bildlich als auch mit Gegenständen gearbeitet. Mit Hilfe der Ergebnisse konnte soziales, integratives und sprachliches Lernen ermöglicht werden.
Volkshochschule Verl ǀ Harsewinkel ǀ Schloß Holte-Stukenbrock
In den Räumlichkeiten des Gymnasiums Schloß Holte-Stukenbrock bot die VHS Verl ǀ Harsewinkel ǀ Schloß Holte-Stukenbrock einen Sek I-Kurs für Schüler*innen der Kommunen Verl und Schloß Holte-Stukenbrock an. Da für diesen Standort nur eine Gruppe vorgesehen war, bestand hier eine besondere Herausforderung darin, mit einer sehr heterogen zusammengesetzten Gruppe zu arbeiten. Sowohl der Alters- wie auch der Sprachunterschied war in dieser Gruppe besonders gravierend. Andererseits wurde hier die Heterogenität aber auch als Chance genutzt, so dass sich die Schüler*innen gegenseitig halfen und die Älteren oder die Erfahreneren in der deutschen Sprache als Vorbilder pädagogisch eingebunden wurden.
Das Thema „Integration“ wurde theaterpädagogisch zur Sprachbildung genutzt. Dazu wurden kleine Sequenzen von der Gruppe selbst geschrieben, die Kostüme dafür erstellt und am letzten Tag im Format einer kleinen Vorführung eingeladenen Eltern vorgestellt. Hierfür musste nicht nur viel gesprochen, sondern auch immer wieder geschrieben werden.
INTAL Bildung und Beruf gGmbH
INTAL Bildung und Beruf gGmbH bot zwei altersgemischte Gruppen für Schüler*innen der Sek I und der BKs an, die in den Kommunen Halle (Westf.), Steinhagen, Werther oder Borgholzhausen wohnen. Eine Gruppe nutzte die eigenen Räumlichkeiten des Bildungsträgers in Halle (Westf). Der zweiten Gruppe standen die Räumlichkeiten der katholischen Kirche in Steinhagen zur Verfügung.
Die INTAL Bildung und Beruf gGmbH führte diesjährig erstmals Sprachcamps durch. Der Schwerpunkt im Rahmen der Erweiterung und Festigung der Sprachbildung bestand für beide Gruppen im Umgang mit Naturmaterialien. Einerseits wurden Naturmaterialien weiter verarbeitet, dazu wurden Baumwoll- oder Leinentaschen bedruckt und bemalt. Andererseits wurde aber auch wiederholt der Unterrichtsort in nahegelegene Wälder verlegt. Dort wurden Materialien gesammelt, die zur Gestaltung und zur kontextgebundenen Sprachbildung genutzt wurden. Sprachliches, soziales und auf die wmweltbezogenes Lernen wurden so miteinander gekoppelt.
Aufgaben des Kommunalen Integrationszentrums Kreis Gütersloh
Die Aufgaben des Kommunalen Integrationszentrums in der Koordination und Umsetzung der Sprachcamps sind sehr vielschichtig und lassen sich zusammenfassend in fünf Teilbereiche aufgliedern:
1. Akquise
Die gesamte organisatorische Abwicklung erfolgte durch das Kommunale Integrationszentrum Kreis Gütersloh. In Zusammenarbeit mit 25 Sek I-Schulen und 6 Berufskollegs wurden über 210 Schülerinnen und Schüler angemeldet und deren Anmeldung bestätigt. Auf Grund der guten Zusammenarbeit des KIs mit den Schulen in anderen Projekten und der schulischen Erstberatung, gelang es, die Sprachcamps stark zu bewerben und das Interesse der Schüler*innen daran zu wecken, so dass diese einen großen Mehrgewinn für sich in der Teilnahme sehen. Das zeigte sich einerseits darin, dass über ein Viertel aller Schüler*innen schon einmal an einem früheren Sprachcamp teilgenommen hatte und andererseits über 80 Prozent bei einer Befragung angaben, dass sie ihre Deutschkenntnisse verbessern konnten.
2. Schulung der Lehrkräfte
Um einen einheitlichen, hohen Standard aller Sprachcamps zu gewährleisten, wurden die Lehrkräfte in einer eintägigen Veranstaltung von Mitarbeiterinnen des KI geschult. Neben inhaltlichem Input stand auch Zeit für eigene Planungen und Austausch für die Lehrkräfte zur Verfügung.
3. Besuch der Sprachcamps während der Durchführungsphase
Insbesondere zur Verteilung der kostenlosen Fahrkarten, zur Verteilung von Evaluationsbögen und Teilnahmebescheinigungen sowie zur Teilnahme an einer Abschlussveranstaltung war ein mehrfacher Besuch notwendig.
4. Pressearbeit
Um auch die Öffentlichkeit hinreichend über die Sprachcamps zu informieren, fand am Standort in Schloss Holte-Stukenbrock ein Pressegespräch statt, an dem Vertreter aller Bildungsträger teilnahmen. Dazu erschienen Berichte im Westfalenblatt, in Der Glocke, im Newsteil von Radio Gütersloh, auf der Homepage und den sozialen Medien des Kreises Gütersloh.
5. Evaluation
Anhand von Fragebögen wird ein Feedback der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ermittelt. In bis zu zweistündigen Feedbackgesprächen mit jedem Bildungsträger werden die gesamten Angebote noch einmal analysiert und Vorschläge zur Optimierung gemeinsam erarbeitet.
Abschluss
Am Ende der zwei Wochen berichteten viele zufriedene Schüler*innen von interessanten Erfahrungen und Erlebnissen. Mit Stolz präsentierten einige von ihnen ihre gestalterischen und sprachlichen Ergebnisse und erklärten sich gerne bereit, diese für eine öffentliche Ausstellung zur Verfügung zu stellen, sofern das in diesem Jahr die aktuelle Situation zulässt.
Viele bedauerten, dass das Sprachcamp so schnell beendet ist, und möchten im nächsten Jahr gerne wieder dabei sein.
Rückblick
Die Ergebnisse der Sprachcamps im Herbst 2020, die in 11 Gruppen an 5 verschiedenen Standorten im Kreis Gütersloh entstanden sind, finden Sie als digitale Ausstellung in einem Film zusammengefasst.
Nähere Auskünfte erteilt:
Ansprechpartnerin:
Erika Dahlkötter
Kommunales Integrationszentrum Kreis Gütersloh
Tel.: 05241 / 85-1545
E-Mail: Erika.Dahlkoetter@gt-net.de