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Abteilung Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung
Jakob Decker übernimmt ab April die Leitung
Die Abteilung Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung hat in NRW, wenn nicht sogar bundesweit, eine Sonderstellung: 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der Abteilung beschäftigt, die in vier Sachgebiete unterteilt ist: Tiergesundheit, Lebensmittelüberwachung und die beiden Fleischhygiene-Sachgebiete Gütersloh und Rheda. Letzteres macht die Abteilung einzigartig, denn allein rund 130 Tierärzte und amtliche Fachassistenten arbeiten in dem größten Schlachthof Deutschlands – sie kontrollieren den Tierschutz, die Schlachtung, die hygienerechtlichen Anforderungen, machen die amtliche Schlachttier- und Fleischuntersuchung und kontrollieren Exportbedingungen. In diesem Sachgebiet startete Decker, als er 2012 von der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm zum Kreis Gütersloh wechselte. Zuvor hatte er unter anderem in Bramsche bei einer Großtierpraxis gearbeitet.
Kriege, Klimawandel oder die wirtschaftliche Entwicklung – alles kommt bei Decker und seinem Team an. Beispiel Ukrainekrieg: „Viele Flüchtlinge haben ihre Haustiere mitgebracht“, berichtet Decker. Die hätten eigentlich in Quarantäne gemusst, die Ukraine ist nicht frei von Tollwut. Beispiel Klimawandel: Dauerregen und Rekordhitze setzen Tieren zu, gerade denen, die draußen gehalten werden. Erst vor kurzem musste sich die Abteilung mit einem weiteren Veterinär verstärken, um den stark gestiegen Hinweisen von Verstößen gegen das Tierschutzrecht nachkommen zu können. Decker nennt die Energiemangellage als weiteres Beispiel: „Ohne Energie kann keine Kuh gemolken und kein Schwein gefüttert werden.“ Jedenfalls nicht bei den Größenordnungen, die heute in der Landwirtschaft gängig sind. Die allergrößte Herausforderung jedoch stellen Tierseuchen dar. Nicht umsonst investiert der Kreis in einen neues Tierseuchenzentrum, das im noch zu bauenden Bevölkerungsschutzzentrum in Verl-Sürenheide integriert wird. „Früher hatten wir die Geflügelpest alle drei Jahre, seit drei Jahren jedes Jahr, teilweise mehrmals.“ In der Wildgeflügel-Population sei das Virus inzwischen endemisch, also nicht mehr auszumerzen. Wildgans, Kormoran, Putenbetrieb – Decker listet die Fälle des Tages im Februar in Deutschland auf. „Ich sehe uns aber gut aufgestellt.“ Er verweist in dem Zusammenhang unter anderem auf die grenzüberschreitenden Abstimmungen mit Nachbarn auch in Niedersachen, um Vorgänge und Vorgehen zu vereinheitlichen.
Wenn der Mittvierziger über den Tierschutz spricht, dann wird er grundsätzlich: „Die Erwartungen eines Teils der Gesellschaft und unsere Möglichkeiten, die durch die geltenden Gesetze und Vorschriften vorgegeben sind, sind nicht immer auf einen Nenner zu bringen.“ Einen großen Treiber für diese Unvereinbarkeit von Erwartungen und Möglichkeiten sieht Decker in der Entfremdung. „Viele Menschen haben sich von der Landwirtschaft weit entfernt.“ Früher hätten viele zumindest mal einen Kuhstall von innen gesehen. Das sei heute immer seltener der Fall. Und wer gar nicht mehr wisse, wie man Tiere heute halte, könne das nicht sachlich betrachten. Häufig stehe die Landwirtschaft in der Kritik. Sicher gebe es auch Landwirte, die keine Vorzeigeunternehmer seien. Aber im Großen und Ganzen, betont Decker, gehe es den Tieren im Stall heute so gut wie noch nie. Und die Lebensmittel seien noch nie so sicher gewesen wie heute.