2. Schwerpunktbericht Berufliche Bildung

Mehr Flexibilität und passgenauere Angebote

Schon der erste Schwerpunktbericht Berufliche Bildung aus dem Jahr 2022 war mit dem Ansatz verfasst worden, die duale Ausbildung im Kreis Gütersloh zu stärken – auch gegenüber dem Studium. Die Neufassung nimmt weiterhin zwei Themen in den Fokus: Die Übergänge in die Berufliche Bildung und den Ausbildungsmarkt sowie die vorzeitige Lösung von Ausbildungsverträgen. „Dieses Mal haben wir die Handlungsempfehlungen  in einem gemeinsamen Auswertungsprozess noch konkreter formuliert“, unterstreicht Dr. Norbert Kreutzmann, Leiter des Bildungsbüros.

Aus dem Datenteil des Schwerpunktberichts gibt es durchaus auch Positives aus dem Kreis Gütersloh zu berichten: Die Erfolgsquote bei den Abschlüssen im Dualen System ist im Kreis überdurchschnittlich. Sie lag 2023 bei 91,1 Prozent, der Landesdurchschnitt lag bei 88 Prozent. Am höchsten ist sie im Bereich des öffentlichen Dienstes mit 96,1 Prozent, am niedrigsten mit 84,3 Prozent in der Landwirtschaft. In 2023 wurden zudem weniger Ausbildungsverhältnisse vorzeitig aufgelöst. 702 vorzeitige Auflösungen entsprachen einem Rückgang von 8,9 Prozent (minus 69). Landesweit war im gleichen Jahr ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Ebenfalls positiv hervorzuheben ist, dass der Anteil der Schulabgänger, die die Schule ohne einen Abschluss verlassen (4,6 Prozent), geringer als im Landesvergleich (6,9 Prozent) ist.

Aus der  Analyse des Datenmaterials ergeben sich unter anderem vier zentrale Bereiche, zu  denen die Autoren entsprechende Handlungsempfehlungen ableiten. Diese wiederum sollen als Diskussionsgrundlage mit Bildungsverantwortlichen, der Politik und weiteren Akteuren dienen. Fakt 1: Stark ansteigende Schülerzahlen im Übergangssektor der Berufsschulen, also in den Ausbildungsvorbereitungs- und Berufsfachschulklassen. Das hängt zum Teil direkt mit Fakt 2 zusammen: Stark steigende Anzahl von Schülerinnen und Schülern aus dem Ausland. Fakt 3: Eine hohe Zahl an auspendelnden Azubis an Berufskollegs in bestimmten Ausbildungsgängen, hier ist an erster Stelle der IT-Sektor zu nennen, aber auch der Bereich Erziehung. Der Saldo unter den aus- und einpendelnden Azubis beträgt rund 2.500. Fakt 4: Fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten an den Berufskollegs im Kreis Gütersloh. „Es wäre eine Überlegung wert, das Portfolio der Kreisberufskollegs, auch unter dem Aspekt der Standortstärkung, abgestimmt zu erweitern“, so Kreutzmann. Das gleiche Ziel verfolgt nebenbei auch die Empfehlung, zum Beispiel bei Ausbildungen im IT-Bereich die entsprechende Berufsschulangebote vor Ort anzubieten. Denn die Autoren sehen eine mögliche Gefahr, dass Azubis, die zur Berufsschule auspendeln, sich auch dort beruflich orientieren. Bezüglich der steigenden Zahlen in den Ausbildungs- und Berufsfachschulklassen gibt es mehrere Empfehlungen: Ein Drittel könnte laut einer aktuellen Bertelsmann-Studie direkt in die duale Ausbildung starten. „Die müssen wir noch mehr an die Hand nehmen“, erklärt Claudia Fuchs, Leiterin des Sachgebiets ‚Kommunale Koordinierung Übergang Schule-Beruf‘ beim Kreis und Mitautorin des Berichts. Sie möchte mit ihrem Team beispielsweise dort präsenter werden, wo man die Zielgruppe findet, etwa bei Events von Sportvereinen, Turnieren und anderen Gelegenheiten. Zudem will sie neue Angebote für die Erziehungsberechtigten als Ansprechpartner der Jugendlichen in Sachen Berufliche Bildung schaffen. Weitere Informationen und den Bildungsbericht finden sich unter www.kreis-guetersloh.de/themen/bildung/bildungsbuero/