Lebenssituation der Menschen aus Mittel- und Südosteuropa im Blick

Lebenssituation der Menschen aus Mittel- und Südosteuropa im Blick

Die Verantwortlichen stehen im Kreishaus II in Gütersloh
Bereiten gemeinsam eine großangelegte Studie zu Menschen aus vor allem Rumänien und Bulgarien im Kreisgebiet vor (v.l.): Larissa Varol (Stadt Rhe-da-Wiedenbrück), Kreisdirektorin Susanne Koch, Dr. Ina Epkenhans-Behr (Stadt Rheda-Wiedenbrück), Stefan Sendfeld (Kreis Gütersloh), Dr. Agnies-zka Alers-Nieksch (Kreis Gütersloh), Prof. Dr.  Sebastian Kurtenbach (Wis-senschaftliche Leitung des Projekts), Manuel Erdmeier (Kreis Gütersloh), Roland Thiesbrummel (Stadt Gütersloh), Christian Stamer (InWIS For-schung & Beratung GmbH). Es fehlt: Henning Matthes (Stadt Gütersloh)

Da viele zugewanderte Personen aus Mittel- und Südosteuropa aus Gründen der Arbeitstätigkeit in den Kreis Gütersloh gekommen sind, werden sie häufig auch als Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten bezeichnet. Sie wählen den Kreis Gütersloh aufgrund dessen wirtschaftlicher Infrastruktur und seinen Möglichkeiten der Erwerbstätigkeit als zumindest temporären Wohnort aus. Bei ihrem Ankommen stehen sie vor verschiedenen Herausforderungen: sprachliche Verständigung, zu klärende Fragen oder zu überwindende Hürden in den Bereichen Wohnen, Beschäftigung sowie Fragen zum deutschen Bildungs- und Gesundheitssystem. Bei deren Bewältigung leisten verschiedene Unterstützungssysteme im Kreis Gütersloh entsprechende Hilfestellung. Die Erfahrungen der unterstützenden Institutionen zeigten in der Vergangenheit allerdings, dass auch gut überlegte und sonst funktionierende Angebote nicht immer von der Zielgruppe genutzt werden – oder genutzt werden können. Zeitliche Engpässe – beispielsweise aufgrund von Einsätzen in Wechselschicht – oder andere Ursachen sind wahrscheinlich, aber häufig nicht eindeutig geklärt. Mit der Studie soll diese Zielgruppe nun zu Wort kommen.

 

„Ich bin sehr erfreut, dass wir dieses für die Menschen aus Mittel- und Südosteuropa und für unseren Kreis so wichtige Projekt alle gemeinsam voranbringen“, betont Kreisdirektorin Susanne Koch und hebt damit die große Relevanz der Befragung für den Kreis Gütersloh hervor. Sie lobt den partizipativen Charakter der Studie mit der Beteiligung unterschiedlichster Akteure, vor allem aber die interkommunale Zusammenarbeit aller 13 Kommunen. Wie bedeutend das Projekt auch über die Kreisgrenzen hinaus sei, zeige zudem das landesseitige Interesse an der Studie.

Das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration (MKJFGFI) fördert das Projekt mit einem finanziellen Zuschuss, daneben werden Mittel des Kommunalen Integrationszentrums verwendet. Das zuständige Ministerium erhofft sich einen Transfer der gewonnenen Erkenntnisse auf weitere Städte und Kreise in NRW, die ebenfalls eine hohe Migrationsdynamik aus Südosteuropa verzeichnen. Auch Manuel Erdmeier, Leiter des Kommunalen Integrationszentrums, verspricht sich von der gesamten Erhebung gemäß deren Zielsetzung „signifikante Erkenntnisse zu erhalten, die zentrale Rückschlüsse für die Konzeption zukünftiger Angebotsstrukturen für Menschen aus Mittel- und Südosteuropa zulassen. Wir müssen die Lebenssituation und tatsächlichen Bedarfe dieser Zielgruppe noch besser verstehen.“ Die aktiven Beteiligten der Projekt-Steuerungsgruppe sehen sich bei ihren Bemühungen auf einem guten Weg, denn: „Die Studie, die wir im Kreis Gütersloh durchführen werden, ist einzigartig in ihrer Art“, betont Sebastian Kurtenbach, Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Sozialpolitik an der Fachhochschule Münster und Privatdozent an der Ruhr-Universität Bochum. Bei ihm liegt die wissenschaftliche Leitung des Projektes.

 

Zum Thema: Weitere Informationen zur Zielgruppenerhebung

Den Kern der geplanten Befragung bildet der quantitative Fragebogen. Dieser stand im Fokus von zwei Workshops, die im August und September 2024 im Kommunalen Integrationszentrum des Kreises angeboten wurden. Akteure der Integrationsarbeit beteiligten sich unter Anleitung des wissenschaftlichen Projektteams bei der Erstellung des Fragebogens. Im nächsten Schritt wird der Fragebogen in Rumänisch, Bulgarisch, Polnisch und Nordmazedonisch von den Interviewenden in der jeweiligen Herkunftssprache in persönlichen Interviews eingesetzt werden. Geplant sind rund 400 face-to-face Interviews, die in den kommenden Monaten im gesamten Kreisgebiet stattfinden sollen. Die Interviewenden werden im Rahmen einer Schulung zuvor durch das wissenschaftliche Projektteam mit wichtigen Hinweisen und Tipps für die Interview-Durchführung ausgestattet. In einer möglichst bekannten Umgebung der Befragten (wie z.B. in der eigenen Wohnung) werden diese unter anderem zu ihrer Wohn-, Familien,- Arbeitssituation, ihren Wünschen und eigenen Zielen befragt. Ergänzend dazu sind im Frühjahr 2025 qualitative Interviews in kleinen Fokusgruppen vorgesehen. Mit Ergebnissen der Zielgruppenerhebung ist im 2. Quartal 2025 zu rechnen.