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Kreisarchiv bietet Themen und Beratung für den aktuellen Ge-schichtswettbewerb
Von der Kleinstaaterei bis zur europäischen Zusammenarbeit
Zu früheren Zeiten stieß man im heutigen Kreisgebiet alle paar Kilometer an eine Grenze. Sechs Territorien und Kleinstaaten stießen hier aneinander und teilten sich die Herrschaft von Langenberg im Süden – damals vom Fürstbischof in Osnabrück regiert – bis Borgholzhausen im Norden, das zur preußischen regierten Grafschaft Ravensberg gehörte. Neben Grenzsteinen und alten Wappen berichten auch Akten aus dem Kreisarchiv über diese ‚Kleinstaaterei‘ und ihre Überwindung vor 200 Jahren.
Noch besser dokumentiert sind die Grenzverschiebungen vor 50 Jahren, als im Rahmen der kommunalen Neugliederung nicht nur der Kreis Gütersloh entstand, sondern auch zahlreiche Städte und Gemeinden neu gegliedert wurden. Die Doppelstädte Rheda-Wiedenbrück und Schloß Holte-Stukenbrock tragen ihre Bestandteile noch im Namen, aber auch die Gemeinde Steinhagen oder die Städte Rietberg und Halle entstanden in den heutigen Grenzen in den 1960er und 1970er Jahren. Und in der Kreisstadt Gütersloh gibt es immer noch ein ausgeprägtes lokales Bewusstsein in den damals eingemeindeten Stadtteilen.
Auch das Überwinden und Überschreiten von Grenzen eignet sich als Wettbewerbsthema. Positive Beispiele, zu denen sich im Kreisarchiv recherchieren lässt, sind die zahlreichen grenzüberschreitenden Gemeinde- und Städtepartnerschaften, die seit 1994 durch die Partnerschaft zwischen dem Kreis Gütersloh und der Region Valmiera in Lettland ergänzt werden.
„Und dann gibt es noch die vielen Grenzen im Kopf und in der Gesellschaft, von denen wir manche in den letzten Jahrzehnten überwunden haben und andere immer noch wirksam sind“, sagt Dr. Franz Jungbluth. Der Archivpädagoge des Kreises weist darauf hin, dass der Wettbewerb ausdrücklich auch für solche Geschichten offen ist und sich nicht auf geografische und politische Grenzen beschränkt. Für die Materialsammlung des Kreisarchivs hat er daher auch Quellen zum Umgang mit Behinderung, Zuwanderung oder Drogensucht zusammengetragen.
Sie laden zur Erforschung von Ausgrenzung und Integration ein – und zeigen, dass Grenzen stets im Fluss sind: „Vor 50 oder 60 Jahren wurden die geschützten Werkstätten als tolles Instrument gefeiert, damit Menschen mit Behinderung einer Berufstätigkeit nachgehen können. Heute sprechen wir kritisch über deren Arbeitsbedingungen und fordern mehr Inklusion“, führt Jungbluth ein Themenfeld heran, in dem sich auch der Kreis Gütersloh ausführlich engagiert hat. Die von ihm getragenen Behindertenwerkstätten wurden 1989 in die gemeinnützig Wertkreis-Gesellschaft ausgegründet, die heute mehrere Inklusionsbetriebe betreibt.
Wer eines dieser Themen vertiefen und zu einem Wettbewerbsprojekt ausbauen möchte, findet im Kreisarchiv genügend Material. Aber auch Lehrkräfte oder Jugendliche mit Ideen für andere ‚Grenzgeschichten‘ können sich gerne melden. „Ein Blick in die Datenbank und die Archivbibliothek, die wir gemeinsam mit dem Stadtarchiv Gütersloh betreiben, lohnt eigentlich immer“, sagt Jungbluth. „Und wenn wir gar nichts finden, vermitteln wir gerne den Kontakt zu den Stadt- und Gemeindearchiven oder anderen interessanten Einrichtungen wie Heimatvereinen oder Geschichtswerkstätten“.
Der Geschichtswettbewerb: Weitere Infos und Ansprechpartner
Der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ist offen für alle Kinder- und Jugendlichen zwischen 8 und 21 Jahren. Neben schriftlichen Arbeiten können auch Videos, Podcasts und Ausstellungen eingereicht werden. Alles Wissenswerte zur Teilnahme findet sich unter www.geschichtswettbewerb.de
Die Themenideen und Quellenbeispiele aus dem Kreisarchiv Gütersloh finden sich unter https://www.kreis-guetersloh.de/unser-kreis/kreisarchiv/archivpaedagogik/geschichtswettbewerb/
Fragen zu den Archivbeständen und zur Wettbewerbsteilnahme beantwortet Dr. Franz Jungbluth per Mail f.jungbluth@kreis-guetersloh.de und in der Regel Dienstag und Donnerstag vormittags telefonisch 05241-85-2004