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Kongress für Intensiv- und Notfallmedizin in Hamburg (DIVI)
Premiere für Schloß Holter Notfallsanitäterin
Mit dabei: Marianne Löwen (Notfallsanitäterin, Schloß Holte-Stukenbrock), Martin Deike (Ärztlicher Leiter Rettungsdienst (ÄLRD), Landkreis Osnabrück, ehemaliger Oberarzt im Rettungsdienst des Kreises Gütersloh), Marvin Deslandes (Anästhesie-Arzt, Uniklinikum Minden), Privatdozent (PD) Dr. Gerrit Jansen (Anästhesist Uniklinikum Minden, Medizinische Fakultät Uni Bielefeld), Dr. Bernd Strickmann (ÄLRD Kreis Gütersloh) und Dr. Julia Grannemann (Anästhesistin, Bielefeld, Master of Public Health).
Der DIVI‘ 23 in Hamburg, der Anfang Dezember im dortigen Kongresscenter stattfand, diente dem Austausch, der Weiterbildung und insbesondere der Debatte, wohin es in der Intensiv- und Notfallmedizin gehen wird. Das Motto war: Interdisziplinarität stärken und Multiprofessionalität leben! Man darf sich diesen Kongress mit 6.000 Teilnehmenden vorstellen als ein mehrtägiges Event, bei dem 230 Symposien, 100 praktische Workshops, Fortbildungen und Poster-Präsentationen parallel laufen. Deutschlands Intensiv- und Notfallmediziner, Pflegende, Therapeuten und Beteiligte der gesamten Rettungskette trafen sich dort.
Nach der Bewertung durch eine Expertenkommission können Forschende im Rahmen von Poster-Präsentationen ihre zukunftsweisenden Projekte als E-Poster auf einem Bildschirm zwanzig Minuten lang präsentieren. Zuvor werden die Poster durch eine Expertenkommission bewertet. Sie dienen der Veröffentlichung von Forschungsprojekten oder Fallstudien, die vor dem Hintergrund des aktuellen Wissens beleuchtet und mit Fachexperten diskutiert werden.
Marianne Löwen, Notfallsanitäterin aus Schloß Holte-Stukenbrock, stellte bei ihrer Kongresspremiere einen durch sie geleiteten erfolgreichen Reanimationseinsatz vor. Sie wendete eine Methode an, die in seltenen gefährlichen Situationen den Patienten mehr Sicherheit geben soll: Reanimation mit sogenannter Post-Arrest-Sedierung. Das bedeutet, dass das zentrale Nervensystem durch einen Dämmerschlaf – im Gegensatz zur Narkose – gedämpft wird. Die erst 24-jährige Retterin verwendete dabei gemäß der im Kreis Gütersloh entwickelten Vorgabe der ärztlichen Leitung das altbewährte Mittel Nalbuphin. Dies ist ein Opioid, das bei starken Schmerzen gegeben werden kann. Sein Vorzug ist, dass das Risiko von Kreislaufeinbrüchen gering ist. Man hat keine Abflachung der Atmung (Atemdepression) zu befürchten.
„Vermutlich hat Marianne Löwen weltweit erstmalig diese Methode derartig angewendet“, sagt Strickmann als Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Gütersloh. Er stellt klar, dass sie dabei nicht eigenmächtig, sondern autorisiert gehandelt habe. Sein Vertrauen in das starke Schmerzmittel Nalbuphin ist groß: „Nach einer erfolgreichen Wiederbelebung ist es notwendig, die Patienten bestmöglich zu beatmen und vor Stress und Schmerzen abzuschirmen. So lange kein Notarzt vor Ort ist, ist für diesen Zweck Nalbuphin aus meiner Sicht besonders geeignet, da es ein günstiges Wirkungsprofil aufweist und da es nicht einmal unter das Betäubungsmittelgesetz fällt“, sagt Strickmann, der die Notfalltherapien im kreiseigenen Rettungsdienst verantwortet.
Verpackungsmüll im Notfalleinsatz reduzieren
Mit Daten des Kreisrettungsdienstes zeigte die Bielefelder Anästhesistin und Master of Public Health Dr. Julia Grannemann auf, wie man bei notfallmedizinischen Verbrauchsgütern sparsam und nachhaltig wirtschaften kann. Ihr Anliegen ist es, den Anteil an (Um-)Verpackungen, den sich Laien kaum vorstellen können, zu reduzieren.
Behandlung nach erfolgreicher Wiederbelebung verbessern
Dr. Gerrit Jansen ist ebenfalls für den Rettungsdienst des Kreises Gütersloh tätig. Er präsentierte in Hamburg Ergebnisse einer großen Studie von Wiederbelebungsdaten aus den Rettungsdienstbereichen Dresden und der Kreise Gütersloh und Lippe. Dies ist möglich, weil beide ostwestfälischen Kreise ihre Einsatzdaten beim so genannten Deutschen Reanimationsregister melden und einstellen. Bei der Poster-Präsentation ging es besonders um die Verbesserung der rettungsdienstlichen Therapie nach erfolgreicher Wiederbelebung. Bisher wurden die Effekte der Sedierung nach wiedererlangtem Kreislauf nicht gut untersucht. Daher fand Jansens Multicenterstudie in Fachkreisen großes Gehör.
Rettungsdienstliche Schmerztherapie
Gemeinsam mit dem Rettungsdienst des Landkreises Fulda verglich die ostwestfälische Arbeitsgruppe zwei unterschiedliche Notfall-Schmerzbehandlungskonzepte miteinander: Das aus Hessen mit dem Gütersloher Modell. In Fulda werden starke Betäubungsmittel verabreicht, die anerkannt weit verbreitet sind, im Kreis Gütersloh das altbewährte Nalbuphin. Beim DIVI in Hamburg erläuterte Marvin Deslandes die Ergebnisse: Das Gütersloher Konzept wies eine sehr gute Effektivität bei niedrigerer Rate an Komplikationen und unerwünschten Nebenwirkungen auf.