Schwerpunktbericht Berufliche Bildung

Duale Ausbildung soll gestärkt werden

Dr. Norbert Kreutzmann, Leiter des Bildungsmanagements und Bildungsbüros Kreis Gütersloh, präsentiert den ‚Schwerpunktbericht zur beruflichen Bildung‘.
Dr. Norbert Kreutzmann, Leiter des Bildungsmanagements und Bildungsbüros Kreis Gütersloh, präsentiert den ‚Schwerpunktbericht zur beruflichen Bildung‘.


Der Bericht legt den Fokus auf zwei Schwerpunkte: Die Übergänge in die berufliche Bildung und den Ausbildungsmarkt sowie die vorzeitige Lösung von Ausbildungsverträgen. „Wir wollen wissen, warum brechen Auszubildende ab? Warum pendeln verstärkt Azubis aus? Sind die Angebote an unseren Berufskollegs zukünftig die richtigen oder muss das Bildungsgangangebot verändert beziehungsweise anders fokussiert werden und wie schaffen wir es die berufliche Orientierung der jungen Menschen weiter zu verbessern?“, erläutert Dr. Norbert Kreutzmann, Leiter des Bildungsmanagements und Bildungsbüros Kreis Gütersloh. Die Analyse hatte unter anderem ergeben, dass mehr junge Menschen aus dem Kreis rauspendeln, als umgekehrt zu den fünf Berufskollegs des Kreises reinpendeln. Um diese Entwicklungen und weitere im Blick zu behalten und zu erforschen, brauche es ein dauerhaftes Bildungsmonitoring, so Kreutzmann.

Der Schwerpunktbericht wartet mit umfangreichem Zahlenmaterial auf und bedient sich dabei diverser Quellen und Umfragen. „Wir wollten verlässliche Zahlen haben um zu sehen, ist das nur ein Gefühl, oder stimmt das?“, erklärt Kreutzmann. Gefühlt steht jeden Tag etwas in den Medien von fehlenden Azubis, gefühlt steht auf jedem Handwerker-Kastenwagen ein Ausbildungs- und ein Stellenangebot. Die ganze Entwicklung spielt sich vor einer sich stark verändernden Schullandschaft ab: Mit Ablauf des vergangenen Schuljahres gibt es im Kreis Gütersloh keine Hauptschule mehr, lediglich einen Hauptschulzweig an der Realschule Steinhagen. Es existieren nur noch wenige Realschulen im Kreis und nur zwei Sekundarschulen.  Viele Gesamtschulen mit jeweils eigenen Oberstufen sind im Kreis Gütersloh in den letzten Jahren aufgebaut worden.

Hoch im Kurs steht bei den Jugendlichen der Erwerb des Abiturs. Nach Abschluss der Sekundarstufe 1, also nach Klasse 10, wollen 36 Prozent der Realschülerinnen und -schüler die Oberstufe besuchen und 43 Prozent der Gesamtschülerinnen und -schüler. Rückläufig ist auch die Zahl der Schülerinnen und Schüler an den Berufskollegs: Im Schuljahr 2021/2022 wurden 8.632 in der Statistik gezählt, 9,5 Prozent weniger als im 2016/2017. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist in den vergangenen Jahren ebenfalls gesunken, um minus 9,5 Prozent seit 2016. Und wer einen Vertrag abschließt, bleibt mitunter nicht dabei: Im Jahr 2020 wurden 711 Ausbildungsverhältnisse vorzeitig aufgelöst. Dies ist zwar der niedrigste Wert seit 2017 und auch die Quote im Kreis Gütersloh ist deutlich besser als im Landesschnitt. Dennoch sei eine Quote von 22,6 Prozent alles andere als befriedigend.

Als nächsten Schritt kündigte Kreutzmann an, dass sich alle Akteure an einen Tisch setzen, um über die Handlungsempfehlungen zu beratschlagen und Maßnahmen auf den Weg zu bringen. „Die Zusammenarbeit der Akteure im Kreis Gütersloh ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können.“ Um aber den Ursachen weiter auf den Grund zu gehen, etwa kontinuierlich zu erfassen, warum Ausbildungsverträge aufgelöst werden, bräuchte man ein dauerhaft etabliertes Monitoring. Abgeleitet aus den Ergebnissen der Erhebung stellen die Autoren ab Seite 47 in dem Bericht Handlungsempfehlungen auf. Diese teilen sie vier Feldern zu, denen sie teils konkrete Maßnahmen zugeordnet haben oder perspektivisch entwickeln wollen.