Lesefreude wecken

Bücherkoffer rollen in den Kreis Gütersloh

Gruppenfoto der Schülerinnen und Schüler der Klasse 2A
Die Schülerinnen und Schüler der 2A der Grundschule Blankenhagen erhielten zwei Bücherkoffer, gefüllt mit zwölf mehrsprachigen Büchern. Foto: Kreis Gütersloh

Jede Schülerin und jeder Schüler nimmt einen Koffer für eine Woche mit nach Hause. Das gemeinsame, mehrsprachige Lesen und auch darüber Erzählen soll einen Teil der täglichen Familienzeit einnehmen. Am Ende der Woche werden die Erfahrungen mit dem Bücherkoffer in einem Lesetagebuch festgehalten. So werden die Eltern aktiv in den Lernprozess eingebunden. Bevor der Koffer nach Hause in die Familien rollt, bekommen die Eltern und ihre Kinder eine Einführung vom Team des KI, das dafür vor Ort in die Schulen kommt. Auch die verantwortlichen Lehrkräfte nehmen an einem vorbereitenden Workshop teil. Zum Ende des Schuljahres wertet der Verein coach@school die standardisierten Fragebögen der Lesetagebücher aus und führt Online-Befragungen mit den Lehrkräften durch, um ein Meinungsbild zu erstellen und den Entwicklungsstand der Kinder festzuhalten.

 

Die Mitarbeiter des Kommunalen Integrationszentrums zeigen einen der Bücherkoffer
(v.l.) Monika Schelp-Eckhardt und Anja Kottmann vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Gütersloh halten einen der Bücherkoffer in den Händen. Foto: Kreis Gütersloh

Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) hat in seiner aktuellen Studie festgestellt, dass Viertklässlerinnen und Viertklässler unter anderem im Fach Deutsch in den Bereichen Lesen, Zuhören und Orthografie nicht einmal die Mindeststandards erreichen. „Gerade deshalb ist es wichtig, Kinder beim Lesen zu unterstützen und zu fördern“, findet Kottmann. Das betrifft auch Kinder mit Zuwanderungsgeschichte. Die Grundschule Altstadtschule und Grundschule Blankenhagen aus Gütersloh, an denen die Bücherkoffer erstmalig zum Einsatz kommen, zeichnen sich durch einen hohen Anteil an Kindern mit internationaler Familiengeschichte aus. Kottmann: „Die Sprachbildungsprozesse in der deutschen sowie in der Herkunftssprache der Kinder sind mitentscheidend für deren allgemeinen Bildungserfolg. Die Förderung der mehrsprachigen Lesekompetenz ist auch ein Zeichen der Wertschätzung aller Herkunftssprachen in Schulen.“

 

Zum Thema: Bücherkoffer

Das Landesprogramm ‚Grundschulbildung stärken durch HSU – Mehrsprachigkeit unterstützt den Bildungserfolg der Kinder‘ ist in der Organisation und Verantwortlichkeit dem Schulamt Gütersloh in der Abteilung Bildung angegliedert. Die Federführung des Gesamtprojekts im Kreis Gütersloh liegt bei der Schulaufsicht für Grundschulen, Stephan Kern.

Seit September 2021 ist der Bücherkoffer fester Bestandteil des NRW-Landesprogramms ‚Grundschulbildung stärken durch HSU – Mehrsprachigkeit unterstützt den Bildungserfolg der Kinder‘ des Ministeriums für Schule und Bildung. HSU steht für herkunftssprachlichen Unterricht. Im Rahmen des Masterplans Grundschule wird jeder am Programm teilnehmenden Grundschule ab dem Schuljahr 2021/2022 eine Lehrerstelle im HSU zusätzlich und dauerhaft bereitgestellt. In Nordrhein-Westfalen gibt es die Bücherkoffer mittlerweile an 68 Schulen aus allen Bezirksregierungen, sie erreichen damit rund 7.000 Schülerinnen und Schüler.
In diesem Schuljahr ist der Kreis erstmalig an den zwei Grundschulen in Gütersloh am Start. Somit stehen allen zweiten Klassen – auch in den nachfolgenden Schuljahren, zwei Bücherkoffer zur Verfügung, die sie ein Jahr lang begleiten.