Aktionstag Glücksspielsucht am 30. September

Aufklärung über die Geldverbrennungsanlagen

Die Suchtberater Marie-Claire Bachmann (r.) und Tobias Tegeder (2.v.l.) überreichen Langenbergs Bürgermeisterin Susanne Mittag und Peter Schaumburg, Fachbereichsleiter Bürgerservice und Interne Dienste der Gemeinde Langenberg, einen ‚Glücksklee-Pokal‘. Die Gemeinde zählt zu den Kommunen mit einem niedrigen Suchtpotenzial innerhalb der Bevölkerung. Foto: Kreis Gütersloh


Am Vormittag von 10.30 Uhr bis 12 Uhr werden Bachmann und Tegeder in der Fußgängerzone das Gespräch mit den Wiedenbrücker Bürgerinnen und Bürgern aufnehmen und über die Gefahren des Glücksspiels aufklären. Um 13.30 Uhr ist ein Treffen mit der Bürgermeisterin Susanne Mittag in Langenberg geplant. Mit ihr soll diskutiert werden, inwiefern die wenigen Geldspielgeräte in Langenberg einen Einfluss auf die Bürger in ihrem Ort haben. Um 15 Uhr wird voraussichtlich die Fußgängerzone von Versmold besucht werden. Die Suchtberater erhoffen sich auch hier, am Aktionstag einen kleinen Beitrag dafür zu leisten, das Bewusstsein für problematisches Glücksspiel Vorort zu stärken.

Über 140 Euro pro Einwohner wurden in Versmold jährlich in den Spielhallen und in Geldspielgeräten in Kneipen verzockt. 108 Geldspielgeräte gibt es in der Stadt, mehr finden sich nur in den beiden größten Städten des Kreises, in Rheda-Wiedenbrück und Gütersloh. Auf den Plätzen in Sachen Spieleinsatz pro Einwohnern folgen Borgholzhausen und Rheda-Wiedenbrück. „Was den absoluten Verlust angeht, führen aus nachvollziehbaren Gründen die großen Städte Gütersloh (7,5 Millionen Euro) und Rheda-Wiedenbrück (6 Millionen Euro)“, so Tegeder. Auf Platz drei dann Versmold mit über 3 Millionen Euro. Alle Zahlen stammen aus dem Jahr 2018, neuere liegen noch nicht vor. Kreisweit verspielten die Menschen in 2018 an 1048 Geldspielgeräten rund 28,5 Millionen Euro.
In Zeiten der Corona-Pandemie ist es nicht besser geworden, nur weil während des Lockdowns die Spielhallen und Kneipen zu waren. Bachmann: „Das hat dazu geführt, dass viele Spielsüchtige ins illegale Online-Glücksspiel abgewandert sind.“ Das Problem verlagerte sich nur. Da aber bisher für sogenannte Online-Casinos keine Regeln gelten, kämen die Spielsüchtigen vom Regen in die Traufe.
Mit Bürgermeisterin Mittag sind die beiden Suchtberater übrigens verabredet, weil Langenberg ein positives Beispiel ist: Wie auch in Herzebrock-Clarholz gibt es in der Gemeinde keine einzige Spielhalle, lediglich neun beziehungsweise acht Geldspielautomaten in Kneipen. Der Verlust pro Einwohner fällt entsprechend niedrig aus, liegt bei 8,56 Euro in Herzebrock-Clarholz und 18,29 Euro in Langenberg.
Das Ausweichen auf Onlineglücksspiele im Lockdown zeigt wohin die Entwicklung in Zukunft geht. Im nächsten Jahr werden wahrscheinlich Onlineglücksspiel und Onlinesportwetten ihre legale Berechtigung bekommen. Einen Umstand, den Bachmann und Tegeder nur bedauern können. „Die Glücksspielindustrie hat mit ihren Lobbyisten die besseren Karten und die Glücksspielberatung ist bundesweit unterfinanziert“, bedauert Bachmann.
Trotz dieser düsteren Lage kann etwas getan werden, so Tegeder weiter: „Glücksspieler nicht weiter zu stigmatisieren und Menschen die sich öffentlich dazu bekennen, Respekt entgegenbringen“. Der erste Schritt sei, anzuerkennen, dass es ein Glücksspielproblem gibt, der zweite, sich Hilfe zu suchen.
Wer jetzt beim Lesen der Ankündigung sich persönlich angesprochen fühlt oder ein Glücksspielsuchtproblem in Familie oder Bekanntenkreis kennt, findet bei der Suchtberatungsstelle des Kreises Gütersloh Hilfe. Zu erreichen ist sie unter Telefon 05241/85-1718 (montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr) oder per E-Mail suchtberatung@kreis-guetersloh.de

Sämtliche Kommunen aus dem Kreis Gütersloh und viele andere mehr finden sich mit den Zahlen zu Geldspielautomaten und Umsätzen unter www.gluecksspielsucht-nrw.de/abfrage/