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Probedurchlauf am Impfzentrum des Kreises Gütersloh
In die Rolle von Impflingen schlüpfen
Mit genügend Abstand warten die Probeimpflinge vor den Eingangstüren des Impfzentrums. Alle tragen eine FFP2-Maske. Auf dem Parkplatz stehen Einsatzfahrzeuge – von der Polizei, der Feuerwehr und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK). Letztere werden zusammen mit dem Malteser Hilfsdienst auch den Realbetrieb unterstützen. Daneben stehen zahlreiche Autos, die Parkflächen sind mit Laternen ausgeleuchtet. Sobald die beiden Azubis des Kreises das Gelände betreten, schlüpfen sie in ihre vorgegebenen Rollen. Zu Brinkrolfs Equipment gehört ab sofort ein Rollstuhl – er spielt eine Person mit einer Gehbehinderung. Ohne Rollstuhl kann er sich während der Übung nicht mehr fortbewegen. Ottemeier selbst hat keinen Termin für eine Probeimpfung, sie spielt die Begleitperson. Die Vorbereitungen für den Probedurchlauf sind im vollen Gange. Zur Besetzung der unterschiedlichen Positionen im Impfzentrum – von der Eingangskontrolle über den Check-In bis hin zu den Wartebereichen – sind 20 ehrenamtliche Hilfskräfte vom DRK vor Ort. Die Koordination der Einsatzkräfte übernahm Sebastian Brandt und die der Probe-Impflinge Alexander Steinberg (beide DRK). Für die Planung des Spielszenarios war die Projektgruppe des Kreises verantwortlich. Sie planten die einzelnen Rollen und Termine der Probe-Impflinge im Vorfeld.
Ein großes Zelt steht hinter dem Eingangstor, das von einem Sicherheitsdienst bewacht wird. Es steht auf der Zufahrt zum Impfzentrum. Unter dem grauen Zelt stehen drei ehrenamtliche Mitglieder vom DRK. Ottemeier und Brinkrolf fahren mit ihrem Auto auf das Zelt zu und halten darunter. Ab da beginnt ihr Weg zur Impfung. Die Scheiben an der Fahrer- und Beifahrertür gehen herunter. Zwei Mitarbeiter, jeweils eine Person auf jeder Seite, messen die Temperatur und fragen nach Symptomen. Bei grippeähnlichen Symptomen darf das Impfzentrum nicht betreten werden. Ein dritter Mitarbeiter hält eine Taschenlampe in seiner Hand und leuchtet in das Auto. Brinkrolf sucht seine Dokumente zusammen und zeigt sie dem Mitarbeiter. Im Anschluss fahren die beiden Azubis in Richtung Eingangstür des Gebäudes. Zwischen den ehemaligen Supermarkttüren steht ein elektronisches Terminal, an dem jeder Impfling eine Wartenummer ziehen muss. Brinkrolf zieht die Nummer 51. Anschließend schiebt ihn Ottemeier entlang roter Absperrbänder – diese erinnern an einen Flughafen – zum Check-In-Schalter. Eine Mitarbeiterin sitzt in einer Kabine hinter einer Glasfront. Durch eine kleine Luke reicht sie dem Azubi einen Fragebogen, der teilweise eigenständig, aber auch vom Impfzentrum auszufüllen ist. Einen weiteren Fragebogen, den Anamnese-Bogen, füllt Brinkrolf alleine aus: Leiden Sie an chronischen Erkrankungen? Traten bei Ihnen nach einer früheren Impfung allergische Erscheinungen, hohes Fieber oder andere ungewöhnliche Reaktionen auf? Ergänzend muss er eine Einwilligungserklärung zur Covid-19-Impfung unterzeichnen. Nachdem sämtlicher Papierkram erledigt ist, heißt es für Brinkrolf und Ottemeier warten.
Sie nehmen im Wartebereich Platz. Messewände trennen die Stuhlreihen, die einzelnen Stühle sind mit Abstand aufgestellt. Die beiden Azubis blicken sich um, alles ist hell eingerichtet – sehr steril. Nach und nach zeigt ein Bildschirm die Wartenummern an. Die ehrenamtlichen Mitglieder des DRK haben Erfahrungen mit solchen Übungen. Für die Azubis des Kreises ist diese Simulation Neuland. „Ich weiß noch nicht, was mich gleich in den nächsten Räumen erwartet“, so Brinkrolf. Nach gut 20 Minuten erscheint die Nummer 51 auf dem Bildschirm – es kann endlich losgehen. Na ja fast, denn zunächst folgt ein ärztliches Aufklärungsgespräch in einem abgetrennten Raum. Der Arzt der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) stellt Fragen zum aktuellen Gesundheitsstand von Brinkrolf und geht mit ihm den Anamnese-Bogen durch. Der Rietberger beantwortet getreu seiner Rolle alle Fragen. Der Arzt erläutert auch mögliche Nebenwirkungen und wie eine Kollegin die Impfung durchführt. Sobald alle Fragen geklärt sind, geht es weiter in den nächsten Wartebereich. Über den Impfräumen hängen Lampen. Sie zeigen an, ob der Raum frei ist oder nicht. Das Licht ist grün, es ist soweit – Ottemeier schiebt Brinkrolf direkt weiter in den Raum. Dort wartet eine Mitarbeiterin auf die beiden. Im Realbetrieb wird medizinisches Personal der KVWL die Spritze setzen. Brinkrolfs Begleitperson hilft ihm seinen Arm frei zu machen, die freie Stelle wird desinfiziert, die Mitarbeiterin zückt die Spritze. An dieser Stelle endet die Impfung, denn im Probedurchlauf wird diese natürlich nur simuliert.
Ottemeier öffnet die Türen vom Impfraum, Brinkrolf rollt mit seinem Rollstuhl an ihr vorbei. Erneut zieht er an einem elektronischen Terminal einen Zettel. Diesmal allerdings keine Wartenummer, sondern einen Zettel mit einer Uhrzeit: 21.13 Uhr. Erst dann dürfen die beiden Azubis das Gebäude verlassen. Neben weiteren Stuhlreihen sind auch Räume mit Liegen vorhanden. Die Beobachtungszeit nach der Impfung beträgt 30 Minuten. Ottemeier setzt sich auf einen Stuhl, daneben Brinkrolf in seinem Rollstuhl. Diagonal von ihnen sitzen andere freiwillige Probe-Impflinge. Die 30 Minuten ziehen sich für die Azubis in die Länge. In seinem Rollstuhl beschließt Brinkrolf kurzerhand ein paar Runden im Kreis zu drehen. Er bewegt sich geschickt durch die Reihen im Wartebereich. „Es ist 21.13 Uhr, wir können jetzt los“, freut sich Ottemeier und springt auf. Sie schiebt ihren Mit-Azubi zum Check-Out-Schalter. Sofern es für den Impfling die erste Impfung war, wird direkt ein zweiter Termin ausgemacht. Der Probedurchlauf ist für Ottemeier und Brinkrolf abgeschlossen. Am Ausgang des Impfzentrums wartet eine letzte Aufgabe auf sie, die ausschließlich Teil des Probedurchlaufs ist: die Feedbackrunde. Was lief gut? Was könnte verbessert werden? Brinkrolf und Ottemeier sind zufrieden und fanden den Ablauf gut strukturiert. „Es war hilfreich, dass wir immer einen Ansprechpartner hatten, der uns geholfen hat“, so Brinkrolf. Mit Hilfe der Rückmeldungen der Probe-Impflinge und auch des Probe-Personals können Abläufe im Impfzentrum noch einmal optimiert werden.
Bis sich die ersten Personen vor Ort im Impfzentrum impfen lassen können, wird es noch dauern. Zunächst wird in Alten- und Pflegeeinrichtungen geimpft. Diese Impfungen werden vor Ort in den Einrichtungen durchgeführt. Die ersten Impfdosen werden am Sonntag, 27. Dezember, erwartet.