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Das Infiziertenmanagement des Kreises Gütersloh
Nichts für „Routinemenschen“
Als die 27-Jährige im April als eine der ersten RKI-Containment-Scouts beim Kreis Gütersloh begann, sollte das eigentlich nur vorrübergehend sein. „Die Vorlesungen konnten wegen Corona nicht stattfinden und ich wollte das Semester trotzdem sinnvoll gestalten“, erinnert sie sich. Schon damals half sie im Infiziertenmanagement und kümmerte sich um die Betreuung und Begleitung von infizierten Personen, aber auch um deren Haushaltsangehörige. Während der Isolation rufen die Mitarbeiterinnen mindestens zweimal an. „Am Ende dieser zehntägigen Isolation, müssen die Betroffenen symptomfrei, beziehungsweise deutlich gebessert sein“, erklärt Birk. Um den Krankheitsverlauf einschätzen zu können, besitzen nahezu alle Mitarbeiterinnen medizinische Vorkenntnisse. Sie selbst hat zwei Bachelor-Abschlüsse: In Biologie und in Health Communication. Fünf Ärztinnen sind ebenfalls mit im Team und unterstützen mit ihrem Fachwissen. „Ich finde die Zusammenarbeit hier großartig“, betont Teamleiterin Birk. Seit Juni leitet sie das Team des Infiziertenmanagements beim Kreis Gütersloh. „Eine Woche vor dem Ausbruch in der Fleischindustrie hieß es: Bianca kannst du nicht die Teamleitung übernehmen?“, beschreibt die mittlerweile beim Kreis angestellte ihren Karriereschnellstart. Statt wie geplant ihren Master zu machen und dann in den Beruf zu starten, studiert sie nun berufsbegleitend in Bochum.
Mit der Leiterin des Gesundheitsamtes Dr. Anne Bunte hält das Team vom Infiziertenmanagement regelmäßig Rücksprache, wenn schwierige Entscheidungen anstehen. Diese flachen Hierarchien und wenig routinierten Abläufe waren für die junge Teamleiterin eine willkommene Überraschung: „Ich dachte ganz klischeehaft: Amt sei eintönig, mit starren Strukturen und Abläufen, aber das trifft hier gar nicht zu.“ Der Kontakt zu den Infizierten und ihren Angehörigen prägt die Arbeit im Infiziertenmanagement. „Für Routinemenschen ist die Arbeit hier im Infiziertenmanagement nichts.“ Der Austausch mit anderen Teams ist ebenfalls wichtig. Zur Eindämmung der Pandemie arbeiten die Erstermittlung, die mobilen Teams, das Kontaktpersonen- und das Infiziertenmanagement eng zusammen. Der Ausbruch in der Fleischindustrie stellte eine besondere Belastungsprobe dar. „Im Juni und Juli habe ich, wie eigentlich alle Kolleginnen und Kollegen im Kreis, sehr viele Überstunden gemacht“, berichtet Birk. „Während des Coronaausbruchs im Sommer waren wir kurz davor hier zu übernachten.“ Wochenendarbeit gehört in der Abteilung grundsätzlich dazu. Das belastet manchmal das Privatleben. Ein starker Zusammenhalt unter den Kolleginnen gleicht das aber aus.
In nächster Zeit soll auch im Infiziertenmanagement das Personal mit einigen neuen Stellen aufgestockt werden. Denn mit den steigenden Fallzahlen steigt die Arbeitsbelastung wieder an. Zehn Stunden pro Tag sind dabei Alltag. „Wir versuchen trotzdem, uns für jede infizierte Person individuell Zeit zu nehmen“, erläutert sie. Sorgen bereiten ihr vor allem die aktuellen Entwicklungen: „Die Akzeptanz der Schutzmaßnahmen in der Bevölkerung wird schon weniger und die Zahlen steigen immer weiter.“ Die Gefahr einer unkontrollierten Verbreitung sei gegeben. Umso wichtiger, dass sich alle wieder an AHA-plus-L-Regeln halten.