Fachkräftemangel im Handwerk

Jobcenter zeigt neue Wege auf

Einer der Vorteile der betriebliche Einzelumschulung für erwachsene Bewerber: Jobcenter und DAA nehmen den Betrieben viel Arbeit ab, etwa viele Formalitäten. Und sie unterstützten und begleiten die Kandidaten. Die Umschulung selbst ist eigentlich eine fast ganz normale Lehre im dualen Ausbildungssystem, erklärte Jürgen Blomeier vom Jobcenter. Nur um ein Drittel zeitverkürzt, mit älteren Azubis – die sind häufig Mitte 20 und nicht 17 Jahre alt – und eine ganzen Reihe von Besonderheiten: Bevor die Handwerksbetriebe ins Spiel kommen, gehen die Kandidatinnen und Kandidaten, die dafür in Frage kommen, zur DAA in eine Teilzeit-Orientierungsphase, auch Coaching genannt, erläuterte Timo Horstmann von der DAA. „Damit sie wissen, welchen Beruf sie später ausüben wollen und können.“ In Phase zwei schließt sich ein dreimonatiger Vollzeit-Vorbereitungslehrgang an, in dem zum Beispiel noch an Defiziten, etwa der Sprache, gearbeitet wird. Aus Sicht des Jobcenters ist die betriebliche Einzelumschulung auch eine besondere Chance für Flüchtlinge und Zugewanderte, daher der Hinweis auf die Sprachförderung. „B1-Niveau bedeutet, sie können sich gut verständigen“, erläuterte Blomeier. Aber eher im Supermarkt, denn auf der Baustelle. Die berufsspezifischen Sprachkenntnisse könne man in dem Vorbereitungskursus vermitteln. Blomeier: „In diesen beiden ersten Phasen merkt man auch, ob die Kandidatin oder der Kandidat für den Arbeitsmarkt taugt oder nicht. Es ist mir lieber, wir merken das als wenn es erst in der dritten Phase bei Ihnen auffällt.“


In der dritten Phase startet dann schließlich die eigentliche duale Ausbildung. Um zu zeigen, dass das Ganze ein gutes Gesamtpaket ist, waren Dieter Kahl und Tobias Geiger beim Infoabend mit dabei: Chef und Azubi der Firma ‚Die Baustoff-Partner Bussemas – Pollmeier – Zierenberg‘. Geiger ist das Paradebeispiel für die betriebliche Einzelumschulung, ein Muster an Motivation und Durchhaltevermögen, wie ihn Blomeier beschreibt. Der alleinerziehende Vater zweier Kinder ist im ersten Umschulungsjahr zur Fachkraft für Lagerlogistik. Und auch Geschäftsführer Kahl weiß nur Gutes zu berichten. „Sein Alter ist sogar von Vorteil, wenn man bedenkt, dass Herr Geiger bei uns im Lager auch Kundenkontakt hat.“ Bei der Sozialkompetenz und in Sachen Kommunikation sei er vielen jungen Azubis voraus.

 

Auch wenn die Ausbildung gestartet ist, begleitet die DAA im Auftrag des Jobcenters die Azubis weiter, organisiert zum Beispiel Unterstützungsunterricht und eine Prüfungsvorbereitung und begleitet im Bedarfsfall auch pädagogisch. Das brauche nicht jeder, meint Blomeier, aber man wolle schließlich nicht, dass die Ausbildung an Dingen scheitere, die sich vermeiden lassen. Wichtig, so Horstmann, sei die etwas intensivere Betreuung häufig in den ersten drei Monaten. Es sei nicht immer einfach, wenn man beispielsweise an der Berufsschule damit umgehen muss, dass man als 28-Jähriger zusammen mit 17-Jährigen die Schulbank drückt. „Nach drei Monaten, so unsere Erfahrung, wird vieles besser.“ Apropos Scheitern: Die Abbrecherquoten in der betrieblichen Einzelumschulung seien niedrig und unter anderem auf die ersten beiden Phasen und die hohe Motivation der Kandidaten zurückzuführen.  Wer die Umschulung erfolgreich abschließt, kriegt übrigens einen Bonus von 1.500 Euro vom Jobcenter.

Handwerksunternehmen, die sich für die betriebliche Einzelumschulung interessieren, können sich an Timo Horstmann (05241/9251525, Timo.Horstman@daa.de) und Jürgen Blomeier (05241/854305 J.Blomeier@kreis-guetersloh.de ).