Kreis und Stadt tragen gestiegenen Anforderungen Rechnung

Ab 2020 betreibt der Kreis die 112 mit eigenem Personal

Der Kreis Gütersloh ist Träger der Kreisleitstelle für den Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz, die in der Feuer- und Rettungswache der Stadt Gütersloh untergebracht ist und mit eigenem Personal der Stadt betrieben wird. Die Kreisleitstelle und die Einsatzzentrale der Feuerwehr der Stadt Gütersloh werden seit 1994 aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen gemeinsam betrieben. In der Kreisleitstelle werden alle aus dem Kreisgebiet über die Notrufnummer 112 eingehenden Notrufe und Anforderungen von Krankentransporten entgegengenommen, abgefragt und insbesondere durch Disposition der erforderlichen Einsatzmittel bearbeitet. Aufgrund der Entwicklungen der vergangenen Jahre und erkennbarer Veränderungen, auf die die Leitstellen reagieren müssen, haben sich die Kreis- und die Stadtverwaltung nach intensiven Gesprächen dahingehend geeinigt, dass der Kreis die Leitstelle ab dem 1. Januar 2020 mit eigenem Personal betreiben soll. Der räumliche Verbund und der gemeinsame Betrieb von Kreisleitstelle und städtischer Einsatzzentrale bleiben erhalten.

 Um einen reibungslosen Übergang zum Jahreswechsel zu gewährleisten, werden 18 städtische Mitarbeiter, darunter deren Leiter, zwei IT-Spezialisten, sieben Lagedienstführer und acht Disponenten, die sich alle dazu bereiterklärt haben, zum Kreis wechseln. Um alle über die 112 eingehenden Notrufe entgegennehmen und die erforderlichen Einsätze disponieren zu können, sind aufgrund der jüngsten gutachterlichen Überprüfung insgesamt 32 Stellen eingeplant. Bislang sind in der Kreisleitstelle neben festen Disponenten auch sogenannte Springer eingesetzt worden. Letztere versehen nicht nur ausschließlich Leitstellendienst, sondern werden im Wechsel auch im Brandschutz, in der Hilfeleistung und im Rettungsdienst eingesetzt. Als Vorteile dieser Springer-Lösung wurden bislang der Erhalt des Praxisbezugs der Leitstellenmitarbeiter, eine flexible Dienstplanung insbesondere bei Krankheitsausfällen und die gute personelle Verstärkung in besonderen Unwetter- und Einsatzlagen gesehen.

 „Die technischen, fachlichen und medizinischen Anforderungen in der Kreisleitstelle haben sich in den vergangenen, vor allem aber in den letzten Jahren erheblich geändert“, erklärt Thomas Kuhlbusch, Dezernent für Gesundheit, Ordnung und Recht beim Kreis Gütersloh. Dies sind zum Beispiel die Einführung einer neuen Software für das Einsatzleitsystem, die Umstellung auf eine georeferenzierte Disposition, die Integrierung und Fortentwicklung der strukturierten Notrufabfrage sowie Ausbildung von Notfallsanitätern.“ Kuhlbusch ergänzt: „Dadurch sind die Anforderungen, die das Leitstellenpersonal erfüllen muss, deutlich gestiegen. Insbesondere die Aus- und Fortbildung des Personals wird sich dadurch zukünftig noch erhöhen. In der Konsequenz bedeutet das für uns, dass wir aus Gründen der Qualitätssicherung künftig in der Kreisleitstelle nur noch feste Disponenten einsetzen werden.“

 „Geänderte und sich weiter verändernde Rahmenbedingungen haben dazu geführt, sich von der bislang bewährten Kooperationsform trennen zu wollen. Damit entfallen zwangsläufig auch die bisherigen Vorteile“, stellt Christine Lang, Erste Beigeordnete und Feuerwehrdezernentin der Stadt Gütersloh, fest. „Mit der Abkehr vom Einsatz der Springer ist zugleich der eigentliche Sinn der Personalgestellung entfallen“, so Lang. „In Zukunft wird die fachliche und finanzielle Verantwortung des Kreises mit der organisatorischen und personalwirtschaftlichen Steuerung beim Kreis in einer Hand liegen“, verdeutlicht Kuhlbusch die Vorteile der neuen Regelung. „Dies ist deshalb wichtig, weil die anstehende Reform der Notfallversorgung, die insbesondere eine Koordinierung des kassenärztlichen Notdienstes, der über die 116 117 erreicht werden kann, und der über die 112 bei den Leitstellen eingehenden Notrufe gewährleisten soll, weitere Änderungen und eine weitergehende Spezialisierung notwendig machen wird. Da ist es gut, wenn die fachlichen und personellen Veränderungen aus einer Hand gesteuert werden können“, betont Kuhlbusch mit Blick auf die Zukunft.  

 Stadt- und Kreisverwaltung sind sich einig, dass die Personalgestellung in der jetzigen Form mit Ablauf des 31. Dezembers 2019 enden soll. Um einen reibungslosen Übergang zu erreichen und alle derzeit offenen Stellen möglichst schnell zu besetzen, will der Kreis fünf neue Disponenten  zum 1. Oktober einstellen und weitere Stellen ausschreiben, um möglichst bald das nach der letzten gutachterlichen Überprüfung festgelegte Soll von 26 Disponenten-Stellen besetzen zu können. „Der Kreis wird weiterhin die Aufgabe der städtischen Einsatzzentrale wahrnehmen, so dass die seit langem bewährte Zusammenarbeit unter einem Dach bestehen bleibt und die beiderseitigen wirtschaftlichen Vorteile erhalten bleiben“, betont Christine Lang.

           

Aktuell befindet sich die Kreisleitstelle noch in der Feuer- und Rettungswache an der Friedrich-Ebert-Straße 40 bis 42. Ende des Jahres steht der gemeinsame Umzug in den Neubau an, der sich, einige hundert Meter weiter, ebenfalls an der Friedrich-Ebert-Straße befindet. Ausgestattet mit neuester Technik wird die Kreisleitstelle Ende dieses Jahres dort ihren Betrieb fortsetzen. Vertraglich ist der gemeinsame Betrieb von Kreisleitstelle und städtischer Einsatzzentrale bis mindestens Ende 2029 festgelegt. „Mit der vertraglichen Neuregelung ist auch für die Zukunft ein wirksamer und zugleich wirtschaftlicher Bevölkerungsschutz in der Stadt Gütersloh und im ganzen Kreis Gütersloh sichergestellt“, betonen Lang und Kuhlbusch mit Blick auf die langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit, die unter veränderten Rahmenbedingungen fortgesetzt wird.