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Lettische Delegation zu Besuch: Fachlicher Austausch rund um Integration und Inklusion
Gütersloh/Valmiera, 17.09.2018. Wie wird das alles finanziert? Was wird hergestellt? Wie werden die Mitarbeiter bezahlt? Der Besuch aus Lettland hatte viele Fragen auf dem Kiebitzhof in Gütersloh.
Wenn man in die Gästeliste der Delegation aus der Region Valmiera schaut, dann fallen die vielen Lettinnen und Letten auf, die in ihrer Heimat für soziale Fragestellungen zuständig sind. Eine 20-köpfige Delegation aus der lettischen Partnerregion war für vier Tage im Kreis unterwegs. Unter anderem das Thema 'Inklusion und Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderung' stand in diesem Jahr im Focus des Besuchs.
Der Erfahrungsaustausch hatte bereits in der Region Valmiera begonnen, als die deutsche Delegation in der Gemeinde Burtnieki eine ähnliche, aber viel kleinere Einrichtung besuchte. Dort leben zehn Menschen mit Behinderung gemeinsam mit den Mitarbeitern auf einem 33-Hektar großen Hof. Allein der Kiebitzhof hat inklusive der Dienstleistungssparten 178 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Beim wertkreis als Ganzes sind 1550 Mitarbeiter mit Behinderungen. Heinrich Hermwille, technischer Leiter des Wertkreises, erzählte den Gästen die Geschichte des Wertkreises und führte sie auf dem Kiebitzhof herum.
Zu den Fragen der Letten zurück: Alle Einrichtungen bundesweit, die mit dem Wertkreis vergleichbar sind, finanzieren sich in etwa gleich. Rund zwei Drittel Zuschüsse vom Staat, rund ein Drittel selbst erwirtschaftet. Wirtschaftlich ist der Wertkreis auf vielen Feldern unterwegs, von Dienstleistungen wie Gartenarbeit, über Gemüseanbau und Hühnerhaltung (Kiebitzhof), ein Hotel (Flussbetthotel Gütersloh) bis zu den klassischen Werkstätten: Dort wird auf teils hoch modernen Maschinen für Industrie und andere Auftraggeber gefertigt, wird verpackt und montiert. Auch die Bezahlung ist gesetzlich geregelt. Die Beschäftigten mit Behinderung erhalten 70 Prozent des Erlöses als Lohn ausgeschüttet. Hotel und Kiebitzhofladen tragen sich übrigens selbst.
Lange und ausführlich wurden die teils unterschiedlichen rechtlichen Voraussetzungen besprochen, die lettischen Gäste waren sehr interessiert an den Ausführungen Hermwilles: Eine Konstruktion wie beim Wertkreis, Hauptgesellschafter ist der Kreis Gütersloh, Minderheitsgesellschafter die Lebenshilfe als Gründerverein, wäre in Lettland nicht möglich. Dort müsse der staatliche Gesellschafter der kleinere sein, erläuterten die Gäste.
Im nächsten Jahr, kündigte Partnerschaftskoordinator Hans-Joachim Schwolow an, soll der Austausch zu diesem sozialen Thema auf der Fachebene vertieft werden. Der Besuch der Letten klang am Sonntagabend mit einem gemeinsamen Abendessen in dem Gemeindezentrum der evangelischen Versöhnungskirchengemeinde in Rheda aus. Der Gegenbesuch einer großen Delegation aus dem Kreis Gütersloh ist für den September 2019 geplant.