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Historisch niedriger Stand bei Grundsicherungsempfängern - Flüchtlingszuzug herausgerechnet
Gütersloh, 26.03.2018. Die Entwicklung ist positiv, die das Jobcenter für den Kreis Gütersloh in seinem Jahresbericht 2017 präsentiert: Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften, für die das Jobcenter die Lebensgrundlagen samt Wohnung stellt, ist auf einem historischen Tiefststand. Allerdings nur, wenn man die fluchtbedingte Zuwanderung herausrechnet.
Im Juni 2016 zählte das Jobcenter 9383 Bedarfsgemeinschaften, im November 2017 waren es 9472, ein Zuwachs von 89 Bedarfsgemeinschaften oder plus einem Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Bedarfsgemeinschaften mit Fluchthintergrund von 715 auf 1778. Eine Veränderung von 1063 oder plus 149 Prozent. Ihr Anteil an allen Bedarfsgemeinschaften stieg von 8 auf 19 Prozent.
Unterm Strich zieht Landrat Sven-Georg Adenauer eine "erfreuliche und positive Bilanz" unter das Jobcenter-Jahr 2017: "Bei nahezu allen Personengruppen konnten wir 2017 Rückgänge verzeichnen." Ein boomender Arbeitsmarkt und eine damit verbundene Höchstzahl an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Kreis Gütersloh bilden die Grundlage für einen positiven Jahresverlauf, so Adenauer. Die Arbeitslosenquote reduzierte sich, wenn man nur die SGB II-Empfänger berücksichtigt, auf zuletzt 2,5 Prozent (Januar 2018). Sie sinkt seit Juni 2015 fast kontinuierlich. Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen beziehungsweise ihr Anteil an den Leistungsberechtigten ist zuletzt gesunken und betrug im Oktober 2017 lediglich 21 Prozent. Dies ist insofern ein wichtiger Indikator, weil es erfahrungsgemäß immer schwieriger wird einen neuen Job zu finden, je länger die Arbeitslosigkeit anhält. Und auch im Vergleich zu Ostwestfalen-Lippe oder NRW stehen die Zahlen aus dem Kreis Gütersloh sehr gut da. Der Anteil der Langzeitbezieher von Leistungen - laut Definition länger als 21 Monate Arbeitslosengeld II-Bezug in den vergangenen 24 Monaten - betrug im Kreis Gütersloh im vergangenen Jahr durchschnittlich 57 Prozent aller Leistungsberechtigten. In Ostwestfalen-Lippe waren es hingegen 61 Prozent, in NRW 64,7 Prozent. Auch das ein wichtiger Indikator: Je länger jemand im Leistungsbezug steht, desto größer die Gefahr, dass sich dieser Zustand manifestiert.
Das Jobcenter weist die Bedarfsgemeinschaften gesondert aus in solche mit und solche ohne Fluchthintergrund, weil die Zahlen auch eine Erklärung liefern für die zweite Hauptaufgabe des Jobcenters neben der Sicherung der Lebensgrundlage: Die Vermittlung und Qualifizierung in beziehungsweise für einen Job. Denn die gestaltet sich bei der Gruppe, die fluchtbedingt zugewandert ist, durchaus schwierig: Ein Viertel ist ohne Schulabschluss, noch weniger haben eine Berufsbildung. "Und trotzdem können wir bereits Erfolge in Ausbildung und Arbeit verzeichnen", so Fred Kupczyk, Dezernent Jobcenter Kreis Gütersloh. Mangelnde Sprachkenntnisse stellten jedoch immer noch ein großes Hemmnis dar. Dabei hat diese Gruppe der Zugewanderten ein besonderes Potenzial: Der Anteil der Erwerbsfähigen zwischen 25 und 50 Jahren ist überproportional hoch. Und das Jobcenter hat sich auf diese Zielgruppe speziell vorbereitet: Mittlerweile gibt es fünf arabisch sprechende Kolleginnen und Kollegen in den Jobcenter-Teams, die gute Beziehungsarbeit mit den Leistungsbeziehern sicherstellen, weil sie direkt und nicht über Dolmetscher mit ihnen kommunizieren können, was bei den kulturellen Unterschieden von großer Bedeutung sei. Man arbeite zudem sehr eng mit den Arbeitgebern zusammen, um dafür zu werben, dass Ausbildung für junge Zuwanderer wichtig ist.