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"Eine bisher nicht gekannte Herausforderung"
Gütersloh, 11.01.2018. Wie kann man sich gegen die Afrikanische Schweinepest wappnen? Was kann man tun, um den Ausbruch zu verhindern? Und wie kann man sich vorbereiten, um auf einen Ausbruch richtig zu reagieren? Auf diese und viele weitere Fragen Antworten zu geben, war das Ziel einer groß angelegten Informationsveranstaltung im Kreishaus Gütersloh,
Eingeladen hatten dazu der Kreis Gütersloh, die Kreisjägerschaft, der Landwirtschaftliche Kreisverband und die Landwirtschaftskammer in Gütersloh, um gemeinsam Landwirte und Jäger aus dem Kreis Gütersloh zu informieren und sich auszutauschen.
Landrat Sven-Georg Adenauer und Kreislandwirt Heiner Kollmeyer begrüßten am Dienstagabend rund 450 Gäste. Der Kreis Gütersloh hat die Veranstaltung in enger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Deutschen Jagdverband vorbereitet. Es gehe um nicht weniger als "eine bisher nicht gekannte Herausforderung", stellte Dr. Arno Piontkowski als Vertreter des NRW-Landwirtschaftsministeriums gleich zu Beginn in seinem Auftaktvortrag klar.
Denn die für den Menschen nicht gefährliche Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich nach wie vor in Wild- und Hausschweinebeständen in Russland, in der Ukraine, in den baltischen Staaten und Polen aus. Sie erreichte Mitte des vergangenen Jahres Tschechien und verbreitete sich in Polen bis in die Nähe Warschaus. In Polen wurden zudem allein zwischen dem 20. und 24. Dezember 45 neue Ausbrüche bestätigt. Auf die Bekämpfung in Tschechien ging Dr. Piontkowski besonders lobend ein: Sie setze derzeit den "Goldstandard", so der Experte aus dem Ministerium. Der Staat geht dort massiv gegen die Ausbreitung vor und hat die Krisenlage ausgerufen. Unter anderem wurde ein Zaun um das Ausbruchsgebiet errichtet, der verhindern soll, dass an der Afrikanischen Schweinepest erkrankte Wildschweine wandern und die Seuche in weitere Landesteile einschleppen. Trotz der rigorosen Vorgehensweise habe es allerdings weitere ASP-Fälle bei Wildschweinen südlich des ersten Ausbruchs gegeben.
Aus Sicht der Jäger referierte Andreas Leppmann, Geschäftsführer des Deutschen Jagdverbandes. Er unterschied Maßnahmen vor und nach dem Seuchenfall: Für den Fall des Ausbruchs zeigte er mögliche Szenarien und forderte zum Abschluss seines Vortrags klare Absprachen für ein schnelles Handeln. Aber auch für das Hier und Heute, also vor dem Seuchenfall, hatte er klare Forderungen mit nach Gütersloh gebracht: Unter anderem Hilfe bei Straßensperrungen oder Straßenbeschilderung bei Mais- oder Drückjagden sowie die flächendeckende Bejagung insbesondere auch in Schutzgebieten und solchen, die befriedet sind. Ohne eine Zusammenarbeit mit den Landwirten ist vieles unmöglich: Das zeigt sich besonders deutlich an der Forderung nach einer jagdlichen Infrastruktur in intensiven Ackergebieten. Dort brauche man Schneisen in den Flächen und Hochsitze, so Leppmann.
Das Risiko einer Einschleppung wird als hoch eingeschätzt. Die Seuche ist auf Menschen nicht übertragbar, führt aber bei erkrankten Schweinen in der Regel zum Tod. Die wirtschaftlichen Folgen für die Schweine haltenden Landwirte und die nachgelagerte Fleischwirtschaft wären erheblich. Als eine vorbeugende Maßnahme wird die Aufklärung der Lkw-Fahrer aus Osteuropa angesehen: Über infizierte Essensreste, die diese auf Raststätten zurücklassen und die von Wildschweinen gefressen werden, könnte die Afrikanische Schweinepest schnell nach Deutschland gelangen, vor allem deutlich schneller als durch eine Verbreitung der Seuche in der Natur von Wildschwein zu Wildschein.
Auf die Vorträge folgte eine Podiumsdiskussion, an der neben den beiden Referenten, der Präsident des Landesjagdverbandes NRW, Ralph Müller-Schallenberg, der Vorsitzende des Veredlungsaus-schusses des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, Hubertus Beringmeier, und der Leiter der Abteilung Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung des Kreises Gütersloh, Dr. Bernhard Beneke, teilnahmen.
In der von Thomas Kuhlbusch, Dezernent Gesundheit, Ordnung und Recht Kreis Gütersloh, moderierten Podiumsdiskussion standen viele Themen im Focus: Was am Ende der Veranstaltung hängen blieb: Landwirte und Jäger wollen ihre Zusammenarbeit verbessern. So unterstützte Beringmeier die Forderung der Jäger, dass die Abstimmung der Erntetermine verbessert werden müsse. Hintergrund: Wenn Wildschweine sich in Maisfeldern festsetzen, dann haben Jäger bei der Ernte eine Chance - sie müssten nur rechtzeitig wissen, wann der Maishäcksler anrückt. Ob die Jäger künftig auch Nachtzielgeräte einsetzen dürfen, hängt von der Bundesgesetzgebung ab.
Ralph Müller-Schallenberg machte deutlich, dass die Jäger bereit seien, zur Vorbeugung die Jagd auf Schwarzwild noch mehr zu intensivieren. Dabei gelte es aber in jedem Fall den Elternschutz zu wahren. Dr. Bernhard Beneke ging schließlich eindringlich auf die Biosicherheit ein, also darauf, wie Schweinehalter die Einschleppung von Krankheiten wie ASP verhindern können. Personal- und Betriebshygiene und die Betriebsstruktur seien entscheidend, so der Tierarzt. Nicht zuletzt, weil auch viele Landwirte selbst Jäger sind. Deutlich wurde am Abend, dass man stets trennen muss zwischen Maßnahmen vor dem Ausbruch von ASP und Maßnahmen nach dem Ausbruch: So kündigte Dr. Piontkowski an, dass es für den Ausbruchsfall Überlegungen gebe, den Jägern die Kadaver-Entsorgung abzunehmen indem ein spezielles Unternehmen engagiert werde. Sein Ministerium, so die klare Aussage, konzentriere sich derzeit auf die Ausbruchs-Szenarien.
Ein anderes aktuelles Thema derzeit: Der Verfall des Preises für Wildschwein. Beringmeier, Leppmann und Müller-Schallenberg waren sich einig, dass bessere Möglichkeiten der Schlachtung und Verarbeitung und eine bessere Vermarktung wichtig seien, damit Jäger das Wild überhaupt verwerten können. Alle drei zeigten sich zuversichtlich, dass es hier in absehbarer Zeit Fortschritte geben werde.
Ralf Reckmeyer, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Gütersloh stellte in seinem Schlusswort fest, dass sich alle Beteiligten darin einig seien, dass man nur durch eine gemeinsam Kraftanstrengung eine Chance habe, dem Auftreten und der Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest vorzubeugen.
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