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Ehrenamt mit Begeisterung: Engagement ohne Einschränkungen
Gütersloh/Verl, 16.03.2018. In Pavin Sadeghis Kultur gibt es das Wort ‚Nein‘ eigentlich nicht. Das merkt man ihr auch an, wenn sie über ihre vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten spricht. Wem niemals das Wort ‚Nein‘ über die Lippen kommt, der ist viel unterwegs. Unter anderem auch für den ‚Sprachlotsenpool‘. des Kommunalen Integrationszentrums des Kreises Gütersloh, der Kreisfamilienzentren und der Stadtfamilienzentren Verl und Rheda-Wiedenbrück.
Von Lena Henkenjohann
Bei einer Tasse Kaffee erzählt sie, wie sie zu den Sprachlotsen kam und was sie an ihrer Arbeit so begeistert. Man merkt schnell: Die ehrenamtliche Arbeit und die Hilfe bei Sprachbarrieren sind ihr eine Herzensangelegenheit.
104 ehrenamtliche Sprachlotsen engagieren sich bereits für Zugewanderte, die im Alltag noch Sprachbarrieren haben und helfen ihnen in Alltagssituationen. Vermittelt werden sie über die Kreisfamilienzentren und Stadtfamilienzentren. Pavin Sadeghi stammt ursprünglich aus dem Iran, wo sie 1964 geboren wurde. Sie studierte dort Kinderpsychologie und kam 1988 nach Deutschland. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder. Sadeghi arbeitet hauptberuflich seit 5 Jahren für das Droste-Haus. Ihre Aufgabenbereiche sind: der Offene Ganztag der Marienschule in Verl, ein Eltern-Kind-Gruppe und ein Mobiles Angebot. Als Sprachlotsin ist sie ehrenamtlich.
All ihre Tätigkeiten sind in gewisser Weise miteinander vernetzt. Von der Marienschule über das Droste-Haus bis hin zu der Arbeit als Sprachlotsin: Alle Bereiche überschneiden sich oder bieten Anknüpfungspunkte für eine andere Aufgabe. Sie ist überall mit ganzem Herzen dabei. Begeistert erzählt Sadeghi von den Familien und Kindern, die sie betreut. Ins Detail geht sie dabei jedoch nie, die vertrauensvolle Basis im Umgang mit den Familien ist ihr persönlich wichtig. In dem Projekt der Sprachlotsen gibt es dafür eine formale Verpflichtung, um die Vertrauensbasis dauerhaft zu erhalten.
Bei den Sprachlotsen war sie von Anfang an dabei: Im Jahr 2015 startete das Projekt und auch das Droste-Haus ist seit dem ersten Tag mit an Bord. "Weil ich gerne helfe, habe ich die Sprachlotsenausbildung gemacht." Allein 17 Sprachlotsen sind dem Droste-Haus in Verl zugeordnet, sie beherrschen 19 Sprachen: Portugiesisch, Spanisch, Englisch, Französisch, Dari, Persisch, Pushtu, Russisch, Polnisch, Aramäisch, Türkisch, Kurdisch, Ungarisch, Arabisch, Spanisch, Katalanisch, Norwegisch, Rumänisch und Chinesisch. Sprache öffnet Türen: "Du bist automatisch in der Geschichte drin, wenn die Menschen merken, dass du ihre Sprache sprichst."
"Ich habe bis jetzt jeden Auftrag angenommen", erzählt Sadeghi. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Familien hat sie viele schöne Erlebnisse, aber auch die schlechten Dinge gehen nicht spurlos an ihr vorbei. Ihre Aufgabe als Sprachlotsin ist oft nicht leicht, aber Sadeghi kann nicht anders als zu helfen, wenn sie helfen kann. Dabei versucht sie eine professionelle Distanz zu wahren, um nicht selbst emotional in die Geschichten der Familien hineingezogen zu werden.
Manche der Sprachlotsen entscheiden sich ganz bewusst dazu, dass sie nicht als Übersetzer in der eigenen Stadt eingesetzt werden. Sie vermeiden so die emotionale Verwicklung. "Nähe kann auch belastend sein", Sadeghi kennt den schmalen Grat zwischen Nähe und Distanz. "Meine private Telefonnummer gebe ich nicht raus. Sonst stände ich nach jedem Anruf sofort auf der Matte." Sadeghi besitzt eine gewisse Vorbildfunktion: Als erfolgreich in Deutschland integrierte Person macht sie den Menschen Mut. Sie lebt ihnen die guten Sprachkenntnisse sowie die Integration innerhalb der Gesellschaft regelrecht vor.
Sadeghi übersetzt vom Persischen ins Deutsche, kann jedoch auch Farsi und Dari . Die Sprachen sind sich sehr ähnlich. Als Sprachlotsin kann sie selbst entscheiden, in welcher Entfernung und in welchen Themenbereichen sie eingesetzt werden möchte. Dabei steht es ihr frei, Einschränkungen zu machen. Für Sadeghi gibt es beim Ehrenamt jedoch keine: "Wenn ich helfen kann, dann kann es keine Begrenzung geben." In Zeiten, als viele Flüchtlinge kamen, standen bis zu zehn Einsätze im Monat an. Momentan ist Sadeghi zwei- bis dreimal im Monat als Sprachlotsin unterwegs.
Sie stellt am Anfang eines jeden Kontakts klar heraus, dass sie nur übersetzt, nicht mehr und nicht weniger. "Meine eigene Meinung kann ich da nicht mit einbringen." Auch rechtlich sind den Sprachlotsen Grenzen gesetzt: Zum Beispiel bei juristischen Gesprächen kann ein Sprachlotse nicht den vereidigten Dolmetscher ersetzen. Sprachlotsen überbrücken Sprachprobleme der Familien in Alltagssituationen. Sie helfen beispielsweise in der Schule oder im Kindergarten. "Kann ein Kind auf Persisch bei der Schuleingangsuntersuchung bis zehn zählen, dann kann es das auch bald auf Deutsch."
Sadeghi ist ehrenamtlich noch in vielen weiteren Aufgabenbereichen aktiv. Als Sprachlotsin hilft sie Sprachbarrieren zu überwinden und ermöglicht Verständigung. Das erlebt sie als Bereicherung und als eine Herzensangelegenheit. Mit ihrem Engagement, mit ihrer inneren Einstellung begeistert sie andere. Sie steht stellvertretend für alle ehrenamtlichen Sprachlotsen, die sich im Pool des Kreises Gütersloh engagieren.