Bildung als Chance

Gütersloh, 23.01.2018. Schulabschluss und Ausbildung sind das A und O bei der Jobsuche – das ist aktuell so und wird auch so bleiben. Um den Personen, die auf Grundsicherung angewiesen sind, den Einstieg in einen Beruf zu ermöglichen, unterstützt das Jobcenter Kreis Gütersloh sie mit verschiedenen Bildungsangeboten

Christina Loth und Björn Haller vom Jobcenter Kreis Gütersloh. Foto: Kreis Gütersloh
Christina Loth und Björn Haller vom Jobcenter Kreis Gütersloh. Foto: Kreis Gütersloh

"Die fehlende Qualifikation ist eine der häufigsten Ursachen für Hilfebedürftigkeit", erklärt Björn Haller, Leiter der Abteilung Steuerung im Jobcenter.  

Liegt die allgemeine Arbeitslosenquote im Kreis Gütersloh aktuell bei 4,2 Prozent, so liegt sie bei Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung mehr als dreimal so hoch. Rund 40 Prozent der Leistungsbezieher des Jobcenters verfügen über keinen Schulabschluss. Gut 75 Prozent haben keinen Berufsabschluss. "Umso wichtiger ist es, Qualifizierungsmöglichkeiten frühzeitig zu ermitteln" sagt Jobcentermitarbeiterin Christina Loth. Es werde versucht, die Leistungsbezieher je nach individuellen Voraussetzungen zu fördern oder weiterzubilden. "So können Fachkräfte für die regionalen Betriebe ausgebildet und Menschen beruflich integriert werden", stellt sie die Vorzüge für beide Seiten dar.

Zu den Angeboten des Jobcenters Kreis Gütersloh, die im Rahmen des Arbeitsmarktprogramms für das Jahr 2018 bereitgestellt werden, gehören unter anderem Weiterbildungsmaßnahmen, die zu einem anerkannten Berufsabschluss führen. Dies sind zum Beispiel betriebliche Einzelmaßnahmen, die auch in Teilzeit absolviert werden können. Vorrangig werden sie in kleinen und mittelständischen Betrieben verschiedenster Branchen wie der Lagerlogistik und der Metallfertigung angeboten. "Wir versuchen dabei die Bedarfe des Arbeitsmarktes mit den Voraussetzungen und Stärken der Bewerber zu verbinden", erläutert Haller. Da jedoch häufig auch die schulischen und beruflichen Voraussetzungen für solche langfristigen Weiterbildungen fehlen, gibt es noch Alternativen wie Kurzqualifizierungen. In deren Rahmen können zum Beispiel Gabelstaplerscheine oder EDV-Zertifikate erworben werden. Außerdem strebt das Jobcenter an, Unternehmen vor allem für betriebsnahe Teilqualifizierungen zu gewinnen, die Bewerber passgenau auf konkrete Arbeitsplätze vorbereiten.

Für junge Menschen, bei denen die Vermittlung in eine reguläre Ausbildung bislang nicht gelungen ist, gibt es darüber hinaus die Möglichkeit, eine Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen zu absolvieren. Aktuell führt das Jobcenter diese Maßnahmen mit dem Bildungsträger 'Perspektive e. V.' durch. Sie läuft über drei Jahre und die rund 25 Teilnehmer erwerben Abschlüsse zum Beispiel im Einzelhandel oder im Bauhandwerk. "Die Teilnehmer verbringen viel Zeit in der realen Praxis und nicht nur im Schulungsraum des Bildungsträgers", verdeutlicht der Abteilungsleiter die Vorzüge der intensiven Zusammenarbeit zwischen den Betrieben und dem Träger.

 

Zum Thema: Die Grundsicherung in Zahlen

Die Grundsicherung für Arbeitsuchende (Arbeitslosengeld II) soll erwerbsfähigen Personen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und somit dem Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes Rechnung tragen. Dies umfasst Ernährung, Kleidung, Körperpflege, Hausrat, Bedarfe des täglichen Lebens sowie Teilnahme am kulturellen Leben. Für eine alleinstehende Person beträgt die Grundsicherung pro Monat aktuell 416 Euro. Im Kreis Gütersloh waren im Dezember 2017 nach vorläufigen Zahlen 9.530 Familien auf Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende angewiesen. Die Zahl der Personen in diesen Haushalten belief sich auf 19.861. Von diesen Leistungsberechtigten waren rund 13.250 Menschen erwerbsfähig. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein starker Zuwachs: 302 Bedarfsgemeinschaften (plus 3,3 Prozent), 938 Personen (plus 5 Prozent) und 469 erwerbsfähiger Leistungsberechtigte (plus 3,7 Prozent) kamen hinzu. "Die Anstiege basieren (fast) ausschließlich auf Personen, die zuvor Leistungen als Asylberechtigte und anerkannte Flüchtlinge bezogen haben", erklärt Björn Haller. Der nach jetzigen Prognosen auch in diesem Jahr weiter wachsende Anteil von Personen mit Fluchthintergrund an den erwerbsfähigen Leistungsberechtigten lag im September 2017 bei knapp 20 Prozent (2.624 Menschen). Es handelt sich dabei überwiegend um Männer unter 35 Jahren. Menschen mit Fluchthintergrund kommen vor allem aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Menschen mit syrischer Staatsangehörigkeit stellen unter allen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten seit Oktober 2016 die größte ausländische Gruppe dar.